Kurz vom Mauerbau zieht Anja von Lübeck nach Berlin, um dort ihre neue Stelle im Rathaus von Berlin anzutreten. Sie wird die Sekretärin von Willy Brandt. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Menschen, die bislang im Westteil der Stadt gearbeitet haben, aber im Ostteil wohnen, dürfen nicht mehr über die Grenze. Anjas zwölfjähriger Neffe findet sich plötzlich im Westen wieder, möchte aber zurück zu seinen Eltern in den Osten. Das Liebespaar Elke und Harry wird getrennt und sie setzten alles aufs Spiel, um wieder beieinander zu sein. Und Anja beginnt eine Affäre mit einem Mann, der sie nur ausnutzen will.
Der neue Roman von Michael Wallner Die gespaltene Stadt beschreibt die Tage und Wochen um den 13. August 1961, also den offiziellen Tag des Mauerbaus in Berlin. Fast alle Protagonisten sind irgendwie mit Anja verknüpft und deren Schicksale werden berührend geschildert. Ich brauchte einige Kapitel, bis ich die Personen zuordnen konnte, doch dann hatte mich die Handlung fest im Griff und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, bis ich es beendet hatte. Die Dramatik und die Konsequenzen des Mauerbaus werden eindringlich geschildert. Ein hervorragendes Gelingen, welches ohne viel Gefühlsduselei daherkommt. Wieder einmal beschlich mich das Gefühl, großes Glück mit dem Geburtsort gehabt zu haben. Gut recherchierte, geschichtliche Ereignisse in Romanform zu verpacken, ist hier perfekt gelungen. Auf angenehme Art und Weise habe ich einiges dazugelernt und es ist nach wie vor wichtig, dass es diese Literatur gibt, damit nichts in Vergessenheit gerät. Für mich war es der erste Roman von Michael Wallner, doch bestimmt nicht mein letzter. Den Namen werde ich mir merken.
Von mir ganz klar eine Leseempfehlung und 5 Sterne.