Dich, denke ich. Ich sehe dich.Die "Scarlet Luck"-Reihe ist nun meine dritte Reihe der Autorin, aber an die "Again"-Reihe kommt irgendwie nichts mehr ran. "Lonely Heart" liest sich ebenfalls wieder sehr flüssig weg, Handlung und Emotionen halten sich ohne zu viele Wiederholungen gut die Waage. Ich hatte erst ein wenig Sorge wegen des Boyband-Genres, weil ich damit lesetechnisch bisher auf keinen grünen Zweig gekommen bin, aber durch Rosies Job als Moderatorin/Showleiterin passt sie in die Branche ganz gut rein und die Distanz ist nicht zu groß.Generell sind Rosie und Adam sehr sympathische Charaktere. Beide haben ihre Probleme, eine Vergangenheit, die ihnen aktuell als Bürde auflastet, und trotzdem sind es beides herzensgute Menschen. Insbesondere Rosies Bemühungen, eine Freundschaft zu Adam aufzubauen, waren wirklich süß und realistisch. Die Chatverläufe waren realistisch. Die Etappen, Vertrauen aufzubauen, waren realistisch. Es ist denke auch eins der wenigen Bücher, wo sich die Protagonisten fast gar nicht sehen, während sie sich kennenlernen. Freundschaft auf Distanz. Dem wohnt auch die besondere Ruhe inne, dass die Zeitabschnitte der Story jeweils sehr nah aneinander gesetzt sind und man quasi jeden Tag erlebt. Das verleiht dem Buch und der Freundschaftsentwicklung eine ganz besondere Tiefe und Nähe, dass man sich wundert, wenn das Buch plötzlich wieder vorbei ist.Zwei große Themen des Bandes, die sich bestimmt auch in Band 2 fortsetzen, sind Sucht und psychische Probleme. Sie werden nicht schön geredet, sie werden aber auch nicht klein geredet. Es gibt die ganze Bandbreite an Symptome, das Hoch und Runter, Akutmaßnahmen und wie das Umfeld darauf reagiert. Mona Kasten schlägt hiermit genau den richtigen Ton an, das Ganze zu vermitteln.Was mich am Buch gestört hat, ist vor allem das Verschweigen von Adams Trauma. Es wird ständig angedeutet und die Auflösung bis in Band 2 gestreckt. Ich vermute mal, dass er se*uell m*ssbraucht wurde. Dieses ganze Rumgedruckse passt leider gar nicht ins Buch, sondern hebt sich als die Absicht der Autorin hervor, es so zu schreiben. Und darüber stolpere ich als Leserin. Es ist schon so viel, dass es nicht mehr spannend, sondern nur noch nervig ist.Was mir leider auch gefehlt hat, ist der essentielle Funke eines Liebesromans. Um fair zu sein, beschäftigt sich der Großteil dieses ersten Bandes mit dem Aufbau von Freundschaft und erst am Ende gibt es ein bisschen Telefons*x - der war ziemlich unangenehm zu lesen. Entweder, weil ich diese Art eh nicht gern lese, oder weil die Gefühle dafür bei mir nicht angekommen sind. Oder beides. Deswegen hänge ich gefühlstechnisch noch im Freundschaftsstatus fest, weil es eben so lange so groß aufgezogen wurde. Und deswegen ist auch der überall erwähnte "so fiese Cliffhanger" bei mir kaum angekommen. Mehr als ein Schulterzucken hat es mir nicht entlockt. Ich hoffe sehr, dass es der Autorin in Band 2 noch gelingt, die freundschaftlichen Gefühle deutlich in mehr zu verwandeln."Lonely Heart" bekommt von mir 4/5 Sterne.