<p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal">Wer
war Romeo wirklich?<p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal"><o:p> </o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal">Neuerzählungen,
auf Neu-Deutsch "Re-tellings", erfreuen sich derzeit großer Beliebtheit auf dem
Buchmarkt. Nachdem die griechische Götterwelt bereits die Metamorphose der
modernen Neuerzählung durchlaufen hat, wagen sich Autoren nun an andere
Klassiker der Weltliteratur.<p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal"><o:p> </o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal">Natasha
Solomons hat sich die wohl größte Liebesgeschichte der Welt ausgesucht, um
einen moderneren (und kritischeren) Blick darauf zu werfen. Kenner des
Shakespeare-Stücks werden viele Szenen wiedererkennen, auch wenn sie diesmal
aus einer ganz anderen Perspektive erzählt werden - der von Rosaline. Heute würde man sagen, sie war Romeos Ex.<p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal"><o:p> </o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal">Denn
bevor Romeo Julia liebte, liebte er Rosaline. In Shakespeares Stück kommt sie
nur am Rande vor und selbst nicht zu Wort. Hier erfahren wir die Geschichte nun
aus ihrer Perspektive.<p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal"><o:p> </o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal">Da
zunächst erzählt wird, wie sie und Romeo sich kennen- und lieben lernen,
erinnert im ersten Drittel des Buches wenig an die klassische
Romeo-und-Julia-Geschichte. Statt dessen habe ich mich als Leser zu diesem
Zeitpunkt noch gefragt "wo will dieses Buch denn hin?" und war daher noch nicht
wirklich überzeugt davon.<p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal"><o:p> </o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal">Doch
als Rosaline plötzlich dahinter kommt, wie schnell sie als "die Einzige, die
Romeo je wirklich geliebt hat" ausgetauscht werden kann und das sogar durch
ihre geliebte Cousine Julia, die kaum 14 Jahre alt ist... da nimmt die Geschichte
eine Wendung. Welche, das müssen die Leser*innen dieses Buches selbst
entdecken.<p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal"><o:p> </o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal">Obwohl
sich Natasha Solomons an vielen Stellen an den Ablauf des Shakespeare-Stücks
hält, bekommen die Szenen durch Rosalines Gegenwart völlig andere Zusammenhänge
und Bedeutungen. Insofern war es interessant, das bekannte Stück mit diesem
Roman in einem anderen Kontext zu sehen und ich habe großen Respekt davor, wie
die Autorin es geschafft hat, Rosaline so einzubauen, dass alles trotzdem einen
sinnigen Zusamenhang bekommt.<p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal"><o:p> </o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal">Mit
der Sprache des Romans habe ich am Anfang ein wenig gehadert. Wie viel davon an
der Übersetzung liegt, kann ich aber nicht sagen. Die Sprache liegt zwischen
modern und sehr shakespeare-angelehnt. Grundsätzlich kann man einen flüssigen,
modern geschriebenen Roman lesen, ab und zu kommen aber plötzlich ganz
altmodische, antiquierte Formulierungen durch - wahrscheinlich soll das eine
Referenz an das ursprüngliche Stück sein und immer wieder den Bezug zu
Shakespeare herstellen.<p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal"><o:p> </o:p><p class="MsoNormal" style="margin-top:0cm;margin-right:84.95pt;margin-bottom:
0cm;margin-left:2.0cm;margin-bottom:.0001pt;line-height:normal">Alles
in allem fand ich diese komplett neue Sichtweise auf Romeo & Julia sehr
interessant und frage mich nun, wieviel Wahrheit darin steckt. Denn Fakt ist,
dass Frauen und ihre Sichtweise damals ja meist nur durch Erzählungen von
Männern überliefert wurden - was durchaus eine gewisse Prägung der Erzählungen
bedeutete. Könnte alles so gewesen sein wie Natasha Solomons es beschreibt?
Natürlich! Einiges ist sogar sehr wahrscheinlich. Und es lohnt sich auf jeden
Fall, sich auch mit dieser alternativen Beschreibung auseinanderzusetzen!<o:p> </o:p>