Die Geschichte wird abwechselnd in zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen spielt sie in den 1960er Jahren. Sofia ist Erzieherin in einem Kinderheim, sie hat sich von ihrem Mann getrennt und die einzige Freude in ihrem Leben ist der wöchentliche Besuch in Lorenzos Eissalon. Die zweite Handlungsebene spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie beschreibt das harte Leben Lorenzos Familie und wie es dazu kam, dass das italienische Eis seinen Weg nach Österreich und Deutschland fand. Zum Ende verknüpfen sich beide Geschichten.
Leider ist dem e-book kein Nachwort beigefügt, so kann ich nur Vermutungen anstellen. Die Handlung und die Protagonisten sind fiktiv, doch der eigentliche Weg des Eises entspricht in groben Zügen historischen Fakten. Viele der ersten Eishersteller kamen tatsächlich aus dem Zoldo Tal in den Dolomiten und trugen zur Verbreitung von Speiseeis in Nordeuropa bei. Sehr anschaulich wird dieser Weg auch im Deutschen Auswandererhaus in Bremerhaven dargestellt, welches auch eine Migrationsabteilung hat. Wem dieser Roman also nicht ausreicht, ist dort gut aufgehoben.
Dieser Roman ist also eine Kombination zwischen Fiktion und realen Hintergründen. Leider stellte sich bei mir nicht sofort ein Lesefluss ein. Ich brauchte ein wenig, um mich auf die Geschichte einzulassen, denn diese beiden Stränge ergaben für mich erstmal keinen Sinn. Zumal mir Sofias Geschichte zu farblos und belanglos erschien. Bis zum Ende habe ich zu Sofia keinen Zugang gefunden, hier fehlte mir die Tiefe. Hingegen der historische Teil sehr gelungen ist. Der Autor gewährt Eindrücke das harte Leben der Dorfbewohner und gibt diesem Part die nötige Tiefe. Das Romanende erschien mir auch zu gewollt, es gab zu viele Zufälle und dann ging alles sehr schnell. Alles in allem eher unrealistisch.
Der Schreibstil von Nico Mahler ist modern und flüssig und gefällt mir gut. Die Kapitellängen sind angemessen und das Buchcover spiegelt den Zeitgeist wider. Trotz einiger Schwächen gibt es von mir 4 Sterne.