"Harro & Libertas. Eine Geschichte von Liebe und Widerstand" ist ein erzählendes Sachbuch von Norman Ohler, dem es hier gelingt einen mit Quellen fundierten und gleichzeitig unterhaltsamen Roman zu schreiben.Mit dem Hinweis "So merkwürdig, dramatisch oder unwahrscheinlich einige der hier folgenden Ereignisse auch klingen: Es handelt sich n i c h t um einen fiktionalen Text." (S. 19) leitet er in die Geschichte rund um das Netzwerk - hauptsächlich aus der Berliner Bohème - um Harro Schulze-Boysen und seine Ehefrau Libertas ein."Es ist eine Geschichte junger Leute, die vor allem eines wollten: l e b e n - und sich lieben, selbst wenn die Zeit, in der sie in ihrer Blüte standen, auf Tod gepolt war" (S. 16)Eine Besonderheit dieser rund 150 Köpfe zählenden Widerstandsgruppe (von der Gestapo unter dem Namen "Rote Kapelle" geführt) ist ihr mit 40 Prozent hoher Anteil an Frauen. Was Herkunft, Beruf, Religion, Alter und politische Ausrichtung anbelangt, waren die Mitstreiter durchaus sehr verschieden, und kannten einander nicht unbedingt. Aber ihr einendes Ziel war, das Regime zu unterwandern, um den Krieg schnell zu beenden und eine Verständigung mit der Sowjetunion einzuleiten. So verteilten sie z. B. Flugblätter, klebten Zettel an Hauswände, halfen jüdischen Mitbürgern und versorgten die Alliierten mit kriegswichtigen Informationen."Eigenarten anerkennen, Verschiedenheiten begrüßen: D a s bestimmt Harros politische Ziele." (S. 64)Doch ihren Mut Widerstand zu leisten bezahlten viele von ihnen mit dem Leben. Ihnen wurde Landesverrat vorgeworfen. Dafür dass außerdem die Erinnerung an sie ausgelöscht wurde, sorgte Hitler mit der Verfügung, alle Akten dazu vernichten zu lassen, persönlich. "Harro und Libertas" ist ein wichtiges und aktuelles Buch, aus dem man erschreckenderweise einige Parallelen in die Gegenwart ziehen kann.Außerdem hat es mich dazu angeregt, mich noch mehr über die "Rote Kapelle" und den Widerstand zu informieren. "Jetzt muss er kämpfen, alles andere nützt nichts mehr. Er hat es mit A r g u m e n t e n versucht, mit Worten, das war zu wenig gewesen, eine ungenügende Technik und vollkommen unbefriedigende Vorgehensweise, wenn der Gegner der Nationalsozialismus ist." (S. 26)