Es war das Jahr 1956 als die gerade erst fünfzehnjährige Lára von einer kleinen Insel etwas abgelegen von Reykjavik spurlos verschwindet. Dort hatte sie über den Sommer als Haushaltshilfe bei einem reichen Rechtsanwalt und seiner Ehefrau gearbeitet, doch laut Aussage der beiden, wollt sie nach Hause zurück. Dort kam sie niemals an. Dreißig Jahre sind seitdem vergangen, der damals leitende Detektiv hat nie mit dem Fall abgeschlossen und auch Láras Eltern haben die Hoffnung nie aufgegeben. Als der junge Reporter Valur neue Hinweise zu dem Fall erhält, beginnt er wieder nachzuforschen und gerät dabei selbst in tödliche Gefahr. Ich finde Cold Cases immer irgendwie besonders tragisch und auch spannend und dementsprechend neugierig wurde ich auf Reykjavik. Schon der Einstieg, der im Jahr 1956 beginnt, macht das Buch recht spannend und dank des leichten und flüssigen Schreibstils wurde man schnell mitten in die Handlung gezogen.In den ersten Kapiteln macht die Handlung dann Zeitsprünge bis ins Jahr 1986, in dem Valur wieder anfängt, Artikel über die verschwundene Fünfzehnjährige zu schreiben. Als er dann noch Hinweise erhält, beginnt er richtig mit seinen Nachforschungen und stößt dabei auf viele Ungereimtheiten, die damals scheinbar keine Beachtung erhielten. Diese Parts rund um die Ermittlungen des Reporters und später die seiner Schwester fand ich unheimlich spannend. Stück für Stück kommt man der Auflösung näher und immer wieder gibt es neue Wendungen und Überraschungen, von denen ich einige nicht im geringsten geahnt hätte. Was mir die Spannung etwas rausnahm, waren die ellenlangen Erklärungen, wenn der Blickwinkel wieder auf neue Charaktere fiel. In diesem Bereich hätte es gerne etwas kürzer erzählt werden können, doch nichtsdestotrotz fand ich die Handlung insgesamt spannend.Der Fall hat mich richtig betroffen gemacht, ein junges Mädchen, das plötzlich verschwindet und trotzdem weiß angeblich niemand etwas. Ich versetze mich bei soetwas immer in die Gefühlswelt der Eltern, zumal meine eigene Tochter in dem Alter ist. Die Hoffnung der Eltern hier konnte ich sehr gut nachvollziehen.Es gab eine Vielzahl an Charakteren, über diverse Bereiche stehen aber der Reporter Valur und seine Schwester Sunna im Mittelpunkt. Dadurch, dass sich die Handlung mehr um die Ermittlungen drehen, lernt man die Charaktere nicht allzu intensiv kennen. Doch vor allem Sunna wurde mir äußerst sympathisch. Sie ist hartnäckig und äußerst clever und zieht immer wieder interessante Schlüsse.Ansonsten gibt es wirklich viele Nebencharaktere, von denen so manch einer verdächtig wird. Jeder einzelne ist wichtig für die Fortsetzung der Handlung, auch wenn man von den meisten nur erfährt, was sie machen.Das Setting, die Stadt Rykjavik und auch die kleine Insel geben der Geschichte die typisch skandinavische Atmosphäre. Gerade die Momente auf der Insel hatten etwas schweres, düsteres und konnte überzeugen. Mein FazitInsgesamt ein wirklich spannender Fall der mit vielen kleinen Puzzleteilen erst am Ende ein klares Bild ergibt und den Leser dementsprechen miträtseln lässt. Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und ich mochte es Valur und Sunna bei ihren Überlegungen zu begleiten. Hin und wieder gab es Längen, die ein wenig die Geschichte in die Länge zogen und meiner Meinung nach nicht unbedingt wichtige Informationen beinhalteten. Atmsphärisch, spannend und mit einigen Überraschungsmomenten.