Der Wind der Freiheit, historischer Roman von Tanja Kinkel, EBook, Hoffmann & Campe -Verlag
Zwei mutige Frauen nehmen den Kampf um die Freiheit auf.
1848 erheben sich die Menschen des Deutschen Bundes über die Macht der Fürsten. Zwei ungleiche Frauen, Louise Otto aus wohlhabender Familie überzeugte Demokratin und Schriftstellerin, sowie Susanne Grabasch, die arbeits- und mittellos ihr Leben fristet. In ihrer Not lässt Susanne sich auf einen gefährlichen Auftrag ein. Seite an Seite kämpfen sie für Freiheit und Selbstbestimmung.
Das Buch besteht aus drei Teilen die sich in 27 Kapitel aufteilen, die einzelnen Kapitel sind im auktorialen Erzählstil verfasst. Aus der Sicht von verschiedenen Personen. Der Leser erhält dadurch einen Überblick über das gesamte Geschehen. Die Kapitel sind mit Ort und Datum versehen, so kann der Leser den zeitlichen Ablauf genau einordnen.
Auch dieses Mal hat mich die Lektüre eines Romans von Tanja Kinkel in eine Reise in eine andere Epoche geführt. Aus den Büchern der Autorin habe ich immer viel gelernt, doch dieses Mal habe ich mich überfordert gefühlt. Sehr schwierige politische Verwicklungen, eine Unmenge an Personen, komplizierte historische Fakten haben mir die Lektüre sehr schwer gemacht, immer wieder musste ich Abschnitte und Sätze nochmal lesen, das hat den Lesefluss und den Spaß an der Lektüre gestört. Obwohl ich historische Romane gerne lese, ist diese Epoche für mich nicht interessant genug.
Der Leser hat die Möglichkeit mit den beiden Frauen, viel über die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche in der sich das gesamtdeutsche Parlament versammelte, um über eine freiheitliche Verfassung und die Bildung eines deutschen Nationalstaats zu beraten. Das Mainzer Informationsbüro einem Geheimdienst, und über den Kampf um Frauenrechte und Demokratie zu erfahren. Mit diesem Teil der Geschichte habe ich mich bisher noch nicht befasst und somit hatte ich Probleme die Zusammenhänge zu überblicken. Spannung ist keine vorhanden. Nüchtern und emotionslos erzählt.
Die Figuren sind zum Großteil historisch belegt, Publikationen von Amalia Struve und Louise Otto können auch heute noch im Buchhandel zugänglich. Über die Revolution 1848 kann sich der interessierte Leser umfassend informieren. Dieser Roman könnte ein Anstoß dazu sein.
Wie Arbeiterinnen und Dienstmädchen zu der Zeit lebten, ist anschaulich beschrieben, mir haben die Kapitel aus Sicht Susannes besser gefallen, das hat mich sehr berührt. Susanne ist eine tolle Figur, sie hat eine enorme Entwicklung gemacht, hat Sprachen und Benehmen gelernt, dazu ist sie eine fürsorgliche und praktische Person. Als Doppelagentin geradezu raffiniert. Louise Otto fand ich dagegen unsympathisch, durch ihre privilegierten Familienverhältnisse und ihrem Schreibtalent musste sie nie den Kampf ums Überleben aufnehmen, ich fand sie naiv und blauäugig.
Für mich war das Buch anstrengend, immer wieder habe ich es weggelegt und nach einiger Zeit erst weitergelesen. Wer sich für diese Epoche und die politischen Entwicklungen interessiert wird Gefallen am Buch finden.
Von mir knapp 3 Sterne