"An jenem Tag hatte jemand die Pause-Taste gedrückt. Und seitdem war ich unfähig, auf die Play-Taste zu drücken." (Savannah in A thousand broken pieces) Worum geht's? Savannah Litchfield hat den Verlust ihrer Schwester Poppy vor vier Jahren noch immer nicht verwunden. Ganz im Gegenteil: Seit ihrem siebzehnten Geburtstag verliert sie sich mit jedem Tag mehr in ihrer Trauer und Einsamkeit. Diese Gefühle teilt sie mit Cael Woods, der seit dem Tod seines Bruders vor wenigen Monaten am Boden zerstört ist. Erst als die beiden sich bei einem Therapieprogramm für Jugendliche, die Schicksalsschläge erlebt haben, begegnen und langsam näherkommen, erhalten sie eine Chance auf das, was sie sich beide so verzweifelt wünschen: endlich wieder zu leben. Doch dafür müssen sie nicht nur dem Programm vertrauen, sondern auch sich selbst - und einander ... A thousand broken pieces ist Band 2 der A thousand boys kisses-Dilogie. Das Buch kann unabhängig gelesen werden, enthält dann aber natürlich Spoiler.Inhaltliche HinweiseDas Buch wird durch Savannah und Cael in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet potenziell triggernde Themen aus dem Bereich Suizid, Trauerbewältigung, Krebserkrankung und Verlust.Meine Meinung Vor Jahren war "A thousand boys kisses" in aller Munde. Das schmerzhafteste Buch, was jeden zum Weinen gebracht hat. Ich hab's gelesen und fand es gut, konnte den Hype aber auch nicht übermäßig verstehen. Da gab's bessere Bücher aus dem Bereich. Als nun angekündigt wurde, dass Savannah noch ein Buch kriegen wird, in dem es um die Bewältigung von Poppys Tod geht, war ich entsprechend zwiegespalten. Ein heikles Thema, für das man sehr viel Fingerspitzengefühl braucht. Außerdem fragt man sich immer, ob es sein muss, aus einem erfolgreichen Buch "nochmal" Kapitel zu schlagen. Hier muss ich aber ganz klar sagen: JA! Denn dieses Buch beleuchtet endlich mal etwas, was sonst oft zu kurz kommt oder nach dem eigentlichen Ende eines Buches spielt. Nämlich die Frage, was passiert, nachdem es passiert ist. Poppy ist tot, aber wie geht es Rune und Poppys Familie? Das ist die Idee dieses Buches und allein dafür bin ich der Autorin schon dankbar, dass sie sich daran gewagt hat. Lustigerweise fand ich viele Passagen in diesem Buch emotionaler und ergreifender als im ersten Band. Aber eins nach dem anderen... Die Geschichte spielt vier Jahre nach Poppys Tod und zeigt eine Savannah, die bis heute nicht wirklich ins Leben zurückgefunden hat. Sie ist ein Schatten ihrer selbst, hat im Homeschooling wunderbare Noten erzielt und sollte eigentlich nach Harvard. Aber das Leuchten ist weg, ihre kleine Schwester Ida vermisst ihre große Schwester und auch die Eltern machen sich große Sorgen. Kurzerhand soll Poppy auf eine große Reise gehen, bei der mit zwei Therapeuten und weiteren Jugendlichen auf 5 Etappen rund um die Welt Trauer und Verlust aufgearbeitet werden soll. Die Autorin hat sich hierfür ganz unterschiedliche Charaktere ausgesucht, die alle ihre Geschichte haben: Eine verliert ihre Mutter und Schwester bei einem Unfall, einer ist Überlebender eines Amoklaufs und einer hielt seinen Bruder nach dessen Selbstmord in den Armen, bis er starb. Dieser jemand ist Cael, der männliche Protagonist. Genauso wie jeder seine Geschichte hat, hat auch jeder unterschiedliche Ausformungen der Trauer und hier hat die Autorin mit so viel Weitsicht und so viel Empathie in behutsamer Weise gezeigt, wie unterschiedlich man trauern kann, wie unterschiedlich langsam oder schnell der Verlust überwunden werden kann und wie unterschiedlich sich das Trauma zeigt. Denn während Poppy strebsam, aber antriebslos ist und das Gefühl hat, nie wieder Glück empfinden zu können, ist Cael vor allem eins: wütend. In sehr vielen Szenen stellt die Autorin greifbar und zugleich behutsam das Leiden der Charaktere dar und oft hat es für ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust gesorgt. Hier liegt meiner Meinung nach die große Stärke des Buches: Verständnis und Feingefühl für Verlust zu gewissen. Hierbei spielt auch das Notizbuch, was Poppy für Savannah hinterlassen hat, eine sehr große und emotionale Rolle. Die Idee mit der Reise fand ich sehr cool. Anfangs war ich irritiert, wieso man einen Haufen Teenager, die sehr leiden, zig tausende Kilometer von Zuhause behandeln möchte, aber jeder Ort der Reise hat seinen eigenen Lehraspekt. So landet der Leser an verschiedenen Orten, etwa in Japan oder auch Indien. Es gibt informative Momente zum Umgang mit Trauer und Tod in den Ländern, heilsame Lektionen für die Reisenden und jede Menge Gruppenzusammenhalt. Es ist ein Trust the process-Buch, was mich anfangs wirklich irritiert, aber dann sehr abgeholt hat. Ich möchte über die Stationen gar nicht viel sagen, weil ich denke, dass man sie erleben muss. Und auch, wie sie sich auf Poppy und Cael, auf den Rest der Gruppe auswirken. Schön fand ich, dass auch Poppys Rune häufiger in diesem Buch vorkommt und dem Leser erklärt, wie es ihm mit dem Verlust geht. Was mich leider nicht begeistern konnte, war tatsächlich die Liebesgeschichte. Es hätte sie meiner Meinung nach auch nicht gebraucht, aber sie war nun einmal da und sie wirkte sehr platt. Auf einmal mochten sie beiden, auf einmal küssen sich beide, auf einmal ist Cael für Savannah das, was Rune für Poppy war. Aber leider ohne wirkliche Erklärung, Entwicklung oder Gefühl. Immerhin war ich der Autorin dann aber für das Ende und die Entscheidung, die sie hier im Hinblick auf Caels Zustand trifft, sehr dankbar. Alles andere wäre für mich zu unrealistisch gewesen. Denn Liebe kann leider nicht immer alles heilen. Mein Fazit A thousand broken pieces ist eine wunderschöne Geschichte um Trauerbewältigung und die Facetten von Trauer und Verlust. Die Autorin hat eine schöne Story aufgebaut, aber die Liebesgeschichte war leider lieblos und ohne wirkliche Tiefe. Der Rest ist aber heartbreaking! [Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]