Als ich Nachtwald entdeckte, passte der Klappentext in mein Beuteschema und ich lud das eBook auf meinen Reader.
Die 23-jährige Lizzie war 6 Monate lang in einer Suchtklinik und hatte keinerlei Kontakt zu ihrer Familie. Am Tag ihrer Entlassung wird sie von ihrer Mutter Claire und ihrem Bruder Liam abgeholt. Die beiden haben jedoch eine Überraschung mitgebracht. Claires soeben angetrauten neuen Ehemann George, den diese vor Lizziess Klinikaufenthalt noch gar nicht kannte. Um die Hochzeit zu feiern, fährt die Familie übers Wochenende in Georges Haus nach Westirland.
Dieses liegt sehr abgeschieden mitten im Wald, ist lediglich über einen langen Fußmarsch zu erreichen und es gibt kein Mobilfunknetz. Zudem ist es nicht, wie von Lizzies Familie angenommen, ein kleines etwas baufälliges Cottage, sondern ein riesiges renovierungsbedürftiges Herrenhaus. Dort erwartet sie Georges Tochter Freya, die ebenfalls eine Überraschung auf Lager hat und eine Köchin, die Claire als Hochzeitsgeschenk für George engagiert hat.
Als die neu zusammengewürfelte Familie am Abend bei einem vorzüglichen Hochzeitsmahl zusammensitzt, taucht plötzlich noch ein ungebetener Gast auf, der die Welt aller Anwesenden auf den Kopf stellt und der Beginn eines nicht enden wollenden Albtraumes ist...
Diesen in der dritten Person aus der Perspektive von Lizzie erzählten Roman konnte ich durchaus flüssig lesen. Aufgrund der einfachen aber bildhaften Sprache gelang es mir auch, mir die Örtlichkeiten sehr gut vorzustellen und ich verspürte auch immer eine gewisse Grundspannung, die mich, selbst nach Szenen, die ich als ziemlich hanebüchen empfand, weiterlesen ließen. Trotzdem empfand ich nach dem ersten einschneidenden Ereignis mit dem Gast auch einige Längen und als es dann zu für mich tatsächlich unerwarteten Wendungen kam, schlossen an diese immer wieder für mich recht unglaubwürdige Szenen an.
Lizzie als Hauptfigur war mir zwar sympathisch. Allerdings war sie auch die Einzige, deren Aktionen oder Reaktionen ich häufig (aber nicht immer) noch irgendwie nachempfinden konnte. Alle anderen Figuren aus dem recht überschaubaren Kreis blieben für mich entweder blass oder ihre Reaktionen wirkten auf mich unrealistisch. Der Showdown überraschte mich nicht gänzlich und wirkte auf mich auch ziemlich überzogen. Hier empfand ich Lizzies Rolle als Alkoholikerin als vollkommen realitätsfremd. Das Ende war dann zwar irgendwie gefällig und insgesamt empfand ich das Szenario des Buches auch nicht ganz schlecht. Ich hätte mir aber definitiv eine überzeugendere Darstellung der Charaktere gewünscht.