Blumigschönes Sommerbuch mit einigen vernachlässigbaren Längen
Brasilien. Giza steht an der Schwelle des Erwachsenwerdens. Umgeben von den Blumenfeldern ihrer FamilIe wächst sie im Haus ihrer Tanten auf und liefert tagtäglich Blumensträuße aus. Hierdurch erhält sie Einblick in verlorene Ehen und verbotene Liebschaften, sammelt Briefe, die von heimliche Leidenschaften erzählen und unerwiderte Gefühle beklagen. Sie selbst fühlt sich nirgendwo zugehörig, ihre Tanten verschweigen ihr etwas über ihre eigene Herkunft und so wird sie mit steigendem Alter immer neugieriger. Eines Tages folgt sie erstmals der Straße in die nächste Stadt, vor der die Bewohner aus ihrer Stadt sie einvernehmlich warnen. Feindseligkeit und Missgunst prägen die Geschichten über jene Bewohner, doch hier lernt sie Menschen kennen, bei denen sich sich aufgenommen fühlt. In einer Bar lauscht sie den Erzählungen über eine Königin, die hier im Ort von allen verehrt wird, in ihrer Stadt aber gefürchtet und verschwiegen wird. Giza erfährt: vor langer Zeit ist etwas schreckliches geschehen, bei dem es viele Tote gab. Alle scheinen etwas darüber zu wissen, doch Giza gegenüber schweigt jeder. Aber schon bald merkt sie, dass beide Städte irgendwie mit ihrer eigenen Geschichte versponnen sind. Das Buch liest sich wie ein blumigleichtes Sommerbuch. Giza fühlt sich einsam, nicht wahrgenommen und oft von ihren Tanten verspottet. Sie ist eine zunächst schwache, im Verlauf des Romans jedoch immer stärker und mutiger werdende junge Frau. Ihre persönliche Suche nach Zugehörigkeit, ihre Entwicklung und Entfaltung stehen im Mittelgrund der Geschichte, bis die geheimnisvolle Königin aus der Nachbarstadt in ihr Leben tritt. Diese bleibt bis zum Ende des Buchs ein mystisches Motiv. Von der einen Stadt gefürchtet und missachtet, wird sie in der Anderen angebetet und zelebriert wie eine Gottheit. Es scheint, als begebe sie sich regelmäßig in menschlicher Form in die Welt, und doch hat sie niemals jemand gesehen. Die Königin wird zu einem Motiv, Irgendwo zwischen Mensch und geistlichen Wesen. Umso spannender ist der Twist am Ende, als die Stränge der Geschichte sich wie ein Blumenstrauß langsam verflechten. Schönes Buch für ein lockeres Sommerlesevergnügen.