Joël Dicker, 1985 in Genf geboren, zählt zu den erfolgreichsten frankophonen Schriftstellern der Gegenwart. Sein Durchbruch gelang ihm mit "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert", das international gefeiert wurde. Sein Stil zeichnet sich durch raffinierte Plots und eine geschickte Erzählweise aus. "Ein ungezähmtes Tier" verbindet Krimi- und Thriller-Elemente und erzählt die Geschichte eines glamourösen Ehepaars, eines Juwelenraubs und dunkler Geheimnisse, die unter der perfekten Fassade verborgen liegen.
Worum gehts genau?
Am 2. Juli 2022 planen zwei Einbrecher einen raffinierten Juwelenraub in Genf. Doch dieses Verbrechen ist kein Zufall. Wenige Tage zuvor bereitet Sophie Braun eine luxuriöse Feier zu ihrem 40. Geburtstag vor. Ihr Leben scheint perfekt: ein prachtvolles Haus am Genfer See, Wohlstand und Ansehen. Doch der Schein trügt. Ihr Mann Arpad ist offenbar in kriminelle Machenschaften verwickelt, ihr Nachbar Greg, ein angesehener Polizist, beobachtet sie heimlich, und dann taucht ein rätselhaftes Geschenk auf, das alles verändert. Welche Verbindung besteht zwischen diesen Geschehnissen?
Meine Meinung
Ich habe das Buch als Hörbuch gehört, gelesen von Torben Kessler, dessen Stimme ich als sehr angenehm und passend empfunden habe. Mit knapp zehn Stunden Hörzeit ist es weder besonders lang noch kurz und damit ein typisches Hörbuchformat. Die Übersetzung von Michaela Meßner und Amelie Thoma war gut gelungen und stilistisch flüssig.
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht, da es nicht zu viele Charaktere gibt und die Handlung klar strukturiert ist. Die wechselnden Zeitebenen und Perspektiven waren anfangs etwas ungewohnt, haben aber nach kurzer Eingewöhnung für eine spannende Dynamik gesorgt. Sie brachten sowohl Nähe zu den Figuren als auch eine zusätzliche Tiefe in die Geschichte.
Obwohl "Ein ungezähmtes Tier" kein klassischer Hochspannungsthriller ist, fand ich es durchweg unterhaltsam. Besonders die unerwarteten Wendungen haben mich positiv überrascht. Dennoch fehlte mir eine starke emotionale Bindung zu den Figuren. Vor allem Sophie und Greg waren mir besonders unsympathisch, und insgesamt blieben die Charaktere eher distanziert. Ich denke aber, dass die Antipathien vom Autor gewollt sind. Bei mir sorgte das dafür, dass ich zwar neugierig war, wie sich die Geschichte entwickelt, aber nicht unbedingt den Drang verspürte dranzubleiben und sofort weiterzuhören.
Positiv hervorzuheben ist der Schreibstil von Joël Dicker. Er ist flüssig, angenehm zu lesen und gut verständlich. Auch das Cover und der Titel sind perfekt gewählt und spiegeln die Atmosphäre des Buches wider.
Fazit
"Ein ungezähmtes Tier" ist ein unterhaltsamer Kriminalroman mit cleveren Wendungen und einer gelungenen Erzählstruktur. Trotz der spannenden Handlung blieb mir die emotionale Nähe zu den Figuren etwas verwehrt. Wer jedoch eine stilistisch gut erzählte, raffinierte Geschichte mit Krimi-Elementen sucht, wird hier fündig. 4 von 5 Sternen.