Bücher versandkostenfrei*100 Tage RückgaberechtAbholung in der Wunschfiliale
product
product
cover

Die Singuläre Frau

Ungekürzte Lesung mit Anna Maria Mühe

(5 Bewertungen)15
220 Lesepunkte
Hörbuch CD
Sparen Sie jetzt zusätzlich 15%10 auf diesen Artikel mit dem Gutscheincode: 100TAGE
22,00 €inkl. Mwst.
Zustellung: Di, 17.09. - Do, 19.09.
Sofort lieferbar
Versandkostenfrei
Empfehlen
Sie ist die Frau, der man nachsagt, dass sie kein Glück in der Liebe hat. Diejenige, die ihr Leben allein regelt: Die Frau ohne Begleitung. Als die Autorin feststellt, dass auch sie so eine geworden ist - ein weiblicher Langzeit-Single - ist die Erkenntnis ein Schock. Dann eine Befreiung. Und ein Ansporn, nicht nur für eine schonungslose Selbsterkundung, sondern auch für eine überfällige Spurensuche. Welche Zeugnisse hat die Frau ohne Begleitung in Literatur und Pop hinterlassen? Und wie könnte ihre Zukunft aussehen? Leidenschaftlich und eigensinnig führt Katja Kullmann uns zu einer radikalen Neubewertung der alleinstehenden Frau.Ungekürzte Lesung mit Anna Maria Mühe1 MP3-CD | ca. 0 h 0 min

Produktdetails

Erscheinungsdatum
16. März 2022
Sprache
deutsch
Laufzeit
553 Minuten
Autor/Autorin
Katja Kullmann
Sprecher/Sprecherin
Anna Maria Mühe
Verlag/Hersteller
Produktart
MP3
Audioinhalt
Hörbuch
Gewicht
76 g
Größe (L/B/H)
142/135/7 mm
GTIN
9783742422996

Portrait

Katja Kullmann

Katja Kullmann schreibt Erzählungen, Essays, und journalistische Texte, insbesondere mit Fokus auf Klassen- und Geschlechterfragen. Ihr Debüt »GENERATION ALLY Warum es heute so kompliziert ist, eine Frau zu sein« wurde mit dem Deutschen Buchpreis in der Kategorie Sachbuch ausgezeichnet. Seit Oktober 2017 ist sie die Themenchefin der taz und schreibt freiberuflich u.a. für die FAZ und Emma. An Universitäten, Instituten, und in Literaturforen in ganz Deutschland ist sie regelmäßig als Moderatorin und Speakerin zu diversen kulturell-politischen Themen tätig.

Pressestimmen

»Die Frau ohne Begleitung ist die eigentliche, wahre Heldin der Moderne.« Aus: »Die singuläre Frau«

Frankfurter Allgemeine Zeitung - RezensionBesprechung vom 13.03.2022

Am Spielfeldrand der Liebe

Katja Kullmann hat sich verliebt - ins Alleinsein. Ihr Buch "Die Singuläre Frau" feiert die Frau ohne Mann.

Erst in der Mitte ihres Buchs findet Katja Kullmann zu ihrem Titel. Und will man es kitschig ausdrücken, findet sie da auch ganz zu sich. Nachdem sie in der ersten Buchhälfte meist von der "Frau ohne Begleitung", der "Single-in" oder der "alleinstehenden Frau" geschrieben und andere Bezeichnungen oder Beschimpfungen zitiert hat - "spätes Mädchen", "Katzenlady", "Frigider Freak" -, kommt es zu einem Mini-Showdown. Im Partystreitgespräch mit einer (nicht alleinstehenden) Frau fällt ihr der Begriff ein, mit dem sie fortan benennen wird, worum es ihr geht: die "Singuläre Frau".

Mit Frauen meint Kullmann "alle Menschen und Maschinen, die sich als Frau verstehen", mit singulär meint sie: ohne Zweierliebesbeziehung. Und weil ihr Buch ein Ich-Sachbuch ist und sie sein Thema ausgehend von der eigenen Person - weiß / westdeutsch / hetero / cis - erkundet, meint sie mit den Zweierliebesbeziehungen solche zu Männern (die sie nicht weiter definiert) oder, so heißt es an einer Stelle, "das Hetero-Drama", wie es sich in der sogenannten westlichen Kultur seit Erfindung der romantischen Liebe seriell abspielt.

Heteronormativität kritisiert Kullmann nur beiläufig, sie kritisiert vor allem das, was "Amatonormativität" genannt wird: die Vorstellung, Zweck und Glück eines Lebens lägen in der monogamen, möglichst ewigen Paarbeziehung. Dies gilt in besonderem Maße für Frauen, deren Dasein ohne Ausrichtung auf einen Mann auch von ihnen selbst oft für mangelhaft befunden werde, ja, für gar kein echtes Dasein. Die "Singuläre Frau" stelle diese Annahmen schon durch ihre Lebensweise infrage, die "eine Variante des angewandten Feminismus" sei. "Singulär" rufe Bedeutungen zwischen "einzigartig" und "vereinzelt" auf; doch der neue Begriff erlaubt es Kullmann auch, die jüngste Auflage der Frau ohne Mann (im Leben) in ihren Eigenheiten zu erfassen und zu würdigen. Nicht als Frau, der etwas fehlt, sondern als eine, die sich allein mehr denn je genügt.

Alles - das Buch auch - beginnt mit dem "mittelschweren Selbsterkenntnisschock", den die Journalistin und Autorin Kullmann mit Ende 40 erlebt, als ihr bewusst wird, dass sie seit 14 Jahren ohne Beziehung ist, während sie ihr erwachsenes Leben zuvor weitgehend in a relationship verbracht hatte. "Das Alleinsein ist mir unterlaufen." Kein Ziel sei es gewesen, aber eine Konsequenz, der folgerichtige, zumindest unbewusste Plan, keine künftige Bindung mehr zu planen. Als Kullmann begreift, dass ihr Nichtbeziehungsstatus längst keine Übergangsphase mehr ist, fängt sie an, ihn zu bedenken, wobei trotz Schock gleich klar ist: Kullmann mag diesen Status, ihr Leben und die unbegleitete Frau - als Sozialtyp und Einzelfall. Sie folgt dieser Frau, diesen Frauen, vom "Spielfeldrand der Liebe" aus, um sich selbst und ihre Desertion vom Feld aufzuspüren. Sie verwebt Schilderungen, Gedanken und Argumente häufig alleinstehender Autorinnen aus literarischen, autobiographischen oder theoretischen Texten mit persönlichen Erlebnissen und denen von Bekannten und Freunden. Es geht um Dating-Dilemmata und ums Schlussmachen, um Kinderwünsche, die Lust auf Sex und das Älterwerden, um Einsamkeit der verträglichen oder fiesen Sorte und die "Monsterfrage" danach, wieso man noch Single sei. (Auf die antwortet man übrigens, wenn es irgend möglich ist, am besten mit: "Wieso bist du nicht schlank?") Dabei macht Kullmann sich und ihre Geschichte zum wichtigsten Fall ihrer Studie, so ehrlich und schonungslos, selbstironisch und witzig, dass sogar Kapiteltitel wie "Warum ich ein guter Mensch bin" und die Rede vom eigenen "wunderbaren" Leben verkraftbar sind. Es tun sich früh genug Zweifel und Ambivalenzen auf, wenn sie - "eine längst schon leicht verknitterte Person" - sich durch das "leicht neurotische, viertel- bis halbintellektuelle Mittelklassemilieu" in Berlin laviert.

Immer wieder nimmt Kullmann von ihrer Selbsterzählung Abstand, kehrt zu ihr zurück. Sie kontextualisiert sich. Damit erhält Form, was dann kaum noch gesagt werden muss: Gelebte Beziehungen sind wie die Phantasien davon kulturell programmiert und bedingt durch äußere - politische, wirtschaftliche, soziale - Umstände. Ausreichend ungewohnt gelebte Beziehungen können die Umstände aber auch verändern. Indem Kullmann individuelle Erfahrungen in einer Gesellschaftsgeschichte der letzten 250 Jahre verortet, ergeben sich ein kulturhistorisches Panorama und eine Typologie der weiblichen Existenz ohne männliche Begleitung. Es zeigt sich, dass die bevorzugte Orte hatte und hat - Kinosäle etwa und vor allem: Großstädte. Und ihre Zeiten. Kullmann erzählt von unverheirateten Arbeiterinnen, die um 1900 in die Städte zogen, von den "Girls" im Berlin der Zwanzigerjahre, von Frauen, die nach 1960, im Schwung der zweiten Feminismus-Welle, auf Männer lieber verzichteten. Sie erzählt von Aufbrüchen und Brüchen.

In Momenten der Krise und der sozialen Verschiebungen tauche die alleinstehende Frau verstärkt auf. Kullmann ist sich sicher: Aktuell ist es wieder so weit, und zwar im großen Stil. Ihre Krisenstichworte sind: "das Klima", "das Virus", "die Fake News" und "die Fluchtbewegungen". Zugleich seien die Chancen von Frauen auf politische und ökonomische Autonomie nie besser gewesen. Damit wachse ihre "affektive Souveränität" - die Überzeugung, auch innerlich keinen Mann an seiner Seite zu brauchen. Dies äußere sich statistisch, etwa in der Mehrheit von Singlefrauenhaushalten in westlichen Großstädten oder in Umfragen, denen zufolge ungebundene Frauen "die gesündeste und glücklichste Bevölkerungsgruppe überhaupt" darstellten. Diese Frauen beschrieben sich zunehmend selbst so; sogar junge mit vergleichsweise wenigen Erfahrungen innerhalb von Zweierbeziehungen wollten diese nicht mehr. Und neben dem Umstand, dass sie zur sozialen und wirtschaftlichen Absicherung oder zur Fortpflanzung nicht mehr nötig sind, gibt es in der Tat viele gute Gründe, sich gegen einen Mann zu entscheiden und damit für eine Menge anderes.

Denn das mit der Liebe für immer klappt erwiesenermaßen eher selten. Und es liegt wohl im Wissen darum wie ja sowieso im Wesen der romantischen Liebe, sich dermaßen in sie oder in die Hoffnung auf sie zu verstricken, dass die übrige Welt bedrückend klein geraten kann. Da sie sich nicht ständig auf ein männliches Gegenüber und die gelingend-misslingende Zweisamkeit mit ihm fixiere, könne die alleinstehende Frau ihre Aufmerksamkeit und Zuneigung weiter und großzügiger streuen, mehr wahrnehmen als die "quiekende Warum-ruft-er-nicht-an-Nudel", findet Kullmann. Sie verweist aber auch auf "die atemberaubende Illoyalität" der Männer, von der so viele Frauen berichteten. Dazu zählt sie die unbestreitbare physische Gewalt in Beziehungen. Sie erwähnt aber auch Betrug, "Eifersucht", "Kontrolle" oder sonstige "Psychospielchen" - und hier stellt sich die Frage, ob "Spielchen" dieser Art wirklich vor allem Männer treiben oder sie nicht vielmehr im Spiel der romantischen Zweierbeziehung angelegt sind und häufig beidseitig brillant beherrscht werden.

Klarer geschlechtsspezifisch ist die nachhaltig ungerechte Verteilung dessen, was auch Kullmann als "Sorge-" oder "Emotionsarbeit" bezeichnet. Sie schreibt von einer in ihren Beziehungen erlebten alleinigen kommunikativen Zuständigkeit: "Den Kehricht" - von Konflikten - "zusammenfegen, Aussprachen anregen, wieder alles in Ordnung bringen". Und sie macht etwas geltend, was wohl auch ohne Statistik weithin glaubhaft ist: wie verschlingend die Einsamkeit zu zweit sein kann. Der triftigste Satz ihres Buchs ist vielleicht: "Erst seit ich nicht mehr Teil eines Paares bin, gab es kaum noch einen Tag, an dem ich mich alleingelassen fühlte."

Kullmann schildert ihr Leben als ein erfülltes, ohne Vokabeln zu beschwören wie "Selbstliebe" und "Selbstfürsorge" oder das, was damit eben unentwegt beschworen wird. Sie schließt trotzdem nicht vollkommen aus, noch einmal mit jemandem zusammenzukommen. Was sie aber ausschließt, ist, das in den Mittelpunkt ihres Daseins zu stellen. Ihr Schritt von "den" konkreten Männern - die anscheinend alle nicht jünger sind als sie; man kann hoffen, die nächste Männergeneration ist affektiv umsichtiger - zu "dem" Patriarchat (und umgekehrt) fällt mitunter zu kurz aus. Doch ihr feiner Blick auf die Singuläre Frau als "entscheidende Pionierin des 20. und vielversprechende Protagonistin des 21. Jahrhunderts" ist unbedingt hilfreich. Auch dafür, dass womöglich alle am "Hetero-Drama" Beteiligten die alleinstehende Frau in sich entdecken, was entdramatisierend wirken könnte, selbst wenn das Spiel noch läuft. Und um zu begreifen, dass die Zweierliebe - egal, ob von innen oder außen betrachtet - weder das Einzige sein muss, was zählt, noch das Wichtigste. Sie ist in jedem Fall weniger singulär, als man lange dachte.

NOVINA GÖHLSDORF

Katja Kullmann: "Die Singuläre Frau". Hanser Berlin, 336 Seiten

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

Bewertungen

Durchschnitt
5 Bewertungen
15
5 Bewertungen von LovelyBooks
Übersicht
5 Sterne
2
4 Sterne
3
3 Sterne
0
2 Sterne
0
1 Stern
0

Zur Empfehlungsrangliste
LovelyBooks-BewertungVon buechermango am 09.02.2023
Glücklich ohne Beziehung? Und wie! sagt Autorin Katja Kullmann. Die Singuläre Frau hat einen schlechten Ruf. Von Außen scheint jede beurteilen sie können, wie es ihr geht und was ihr im Leben fehlt.. Die Sehnsucht nach der großen Liebe und die Gewohnheit einer Beziehung sind für unsere Gesellschaft immer noch das Ideal. Das lässt sich so einfach aber natürlich nicht über alle stülpen, trotzdem wird die Singuläre Frau noch immer häufig bemitleidet und muss sich übergriffigen Fragen stellen. Dabei sind Frauen, die nie geheiratet und Kinder bekommen haben sogar die gesündeste und glücklichste Bevölkerungsgruppe.Katja Kullmann hat kurz vor ihrem 50 Geburtstag überrascht festgestellt, das sie genau das geworden ist, was sie sich lange nicht vorstellen konnte: Ein ¿Langzeit-Single'. Das erste Unbehagen verfliegt aber schnell, denn sie fühlt sich wohl mit ihrem Leben. Besonders schlechte Erfahrungen hat sie in ihren früheren Beziehungen nicht gemacht, aber doch immer wieder gemerkt, dass sie ohne diese Männer glücklicher war. Sie erzählt davon, viel Zeit für sich zu brauchen und ungern aus ihren eigenen Strukturen auszubrechen und schwärmt von ¿temporärer Unerreichbarkeit'. Sie selbst kann mit dem Begriff Single für sich nichts anfangen, zu suchend klingt er ihr. Auch wenn sie sagt ¿Sag niemals nie', kann sie sich eine Beziehung eher nicht vorstellen. Trotzdem lässt sie das Thema nicht los. In Die Singuläre Frau geht sie auf eine aufregende Reise, reflektiert sich selbst und ihre Vergangenheit, aber auch unsere Gesellschaft. Neben ihrer eigenen Geschichte erzählt sie die vieler anderer Singulärer Frauen. Dabei geht es ihr nicht darum, einen Lebensentwurf als besser oder schlechter darzustellen, sondern darum, dass das Leben ohne romantische Beziehung nicht weniger wert ist.Zwischen persönlichen Anekdoten finden sich immer wieder historische Einordnungen. Sie arbeitet auf, wie Singuläre Frauen früher gelebt hat und vergleicht die Umstände mit der heutigen Zeit. Auch popkulturelle Themen fließen häufig ein, so spricht sie auch über das Lied ¿Single Ladies' von Beyoncé und erklärt, warum es nicht die Single Hymne ist, für das es gefeiert wird. Ich habe durch Die singuläre Frau einiges gelernt und in dankbar für diese Perspektive. Ich habe das Buch übrigens gehört, Anna Maria Mühe hat ihr einen wirklich guten Job gemacht. Ich fand es sehr angenehm, ihr zuzuhören.¿Ich muss sagen, dass ich nicht allen Ansichten von Katja Kullmann zustimmen würde, fand es aber sehr interessant, ihren Ausführungen zu lauschen. Viele der Themen habe ich direkt mit Freund*innen ausführlich ausdiskutieren müssen.. :D Leider fand ich ihren Ton manchmal etwas von oben herab und einseitig. Zu lange am Stück konnte ich das Hörbuch nicht hören, dennoch bin ich sehr froh, es gehört zu haben und dankbar, für diese klugen, witzig formulierten Gedanken.¿Das Buch wird nicht jede*n überzeugen, aber das will es auch gar nicht. Wenn ihr offen für andere Perspektiven seid, oder euch hier sehr gesehen fühlt, kann es euch einige Erkenntnisse geben. Katja Kullmann spricht davon, wie wichtig es für (junge) Frauen ist, gute Vorbilder zu haben, um den eigenen Selbstwert nicht von einem Mann abhängig zu machen und ich glaube, dass sie genau so ein Vorbild sein kann. Für mich ein sehr interessantes Buch, über das man lange sprechen und nachdenken kann.