Ich mag Familiengeschichten. Das schon mal vorweg. Da war ich mit diesem Hörbuch natürlich bestens bedient. Allerdings muss man Meyerhoffs markante Stimme und die gelegentlich etwas eigenwillig atemlose Betonung mögen, mit der er sein selbst verfasstes Buch vorträgt; sich darauf einlassen können. Dann kann man sich auf ein echtes Hörvergnügen freuen. In Stimme und Vortrag gewissermaßen unverwechselbar. Die Geschichte an sich ist eher unspektakulär, gekennzeichnet von einem detailverliebten und liebevoll gezeichneten Porträt der Großeltern Meyerhoffs und seiner Zeit bei ihnen, als er in jungen Jahren eine Theater-Schauspielschule in München besuchte. Mit einer Fülle liebenswerter, zum Teil auch skurriler Eigenarten wird ein altes Ehepaar und dessen Lebenssituation mit all den ritualisierten Abläufen und sonderlichen Macken genussvoll seziert. Aber immer herzlich und ohne den beiden Charakteren, die ja eindeutig lebende Vorbilder haben, die Würde zu nehmen. Im Gegenteil. Unverkennbar ist zu spüren, was Meyerhoff mit seinem Buch beabsichtigt: Er will Inge und Hermann ein literarisches Denkmal setzen. Und das gelingt ihm mit feinem, manchmal aber auch derben Humor, feiner Beobachtungsgabe, unverwechselbaren, originellen Formulierungen und präzisen Beschreibungen. Meyerhoff besitzt als Autor die Gabe, zwischen Tragödie und Komödie immer wieder nahezu übergangslos und gelegentlich sprunghaft zu wechseln. Das Hörbuch ist während einer (oder mehreren?) Lesungen entstanden. Meyerhoff treibt mit meist forscher Energie seine Erzählung so zügig voran, dass man sich zwischendurch an manchen Stellen gern mal eine Atempause gewünscht hätte. Einen kleinen Moment des Innehalten.. Auf der anderen Seite ist es wohl die Besonderheit des Vortrags, da die Geschichte sehr persönlich ist und den Autor während des Vortrags auch emotional einiges abverlangt haben mag. Und das Emotionale und zutiefst Persönliche, das prägt den Text und den vortragenden Autor zweifellos ganz speziell. Neben Meyerhoffs Leben bei den Großeltern bekommt man amüsante Einblicke in das Treiben und Wirken auf einer Theater-Schauspielschule mit. Diese Sequenzen strotzen nur so vor humorvoller Ironie und Selbstironie. Da tummeln sich jede Menge eitle, selbstverliebte und überdrehte Charaktere in Meyerhoffs Erinnerungen, und die treibt er mit großer Freude von einer unterhaltsamen Episode zur nächsten. Da ist man ganz oft wirklich mittendrin. Herrlich! Dieses vielschichtige Hörbuch macht Spaß. Kleine Längen zwischendurch fallen kaum ins Gewicht und der traurige Schlussteil, dem Meyerhoff trotz allem noch eine Prise Humor abgewinnt, ist der unvermeidliche Schlusspunkt der Geschichte. Auf das pralle und lustvolle Leben folgt der Tod. Das alles ist kurzweilig, lebendig, sehr bildhaft und sprachlich interessant gestaltet. Immer wieder spürt man, wie Meyerhoff einmalige Beobachtungen der einmaligen Großeltern während seiner einmaligen Zeit bei Ihnen auch unbedingt in einmalige Formulierungen einfangen möchte. Und man kann sagen: Es ist ihm gelungen.