Bisher hatte ich noch nicht das Vergnügen, Kathrin Weßlings Bücher kennenzulernen. Nun habe ich mit Sonnenhang den Anfang gemacht. Sie präsentiert ihre Protagonistin Katharina als alleinstehende 38jährige Frau, die plötzlich mit einer schweren Erkrankung konfrontiert wird. Schon vor der Operation muss sie sich gedanklich von ihrem Lebenskonzept und vor allem vom Kinderwunsch verabschieden. Nach der OP fällt sie in ein tiefes Loch, aber plötzlich tut sich eine Chance für Ablenkung auf. Im Seniorenheim Sonnenhang wird eine ehrenamtliche Person zur Beschäftigung interessierter alter Leute gesucht. Mit alten Leuten Bingo oder Monopoly spielen, Karten dreschen oder Brettspiele, warum nicht, sagt sich Katharina und bewirbt sich.
Es ist ein ironischer, humorvoller Blick in das Lebensgefüge der Senioren, Katharina findet sich rein, ein bisschen political correctness muss sie auch lernen. Und sie muss sich in die Gesellschaft fügen, sonst wirds eben hässlich. Aber auch das Schmücken mit einem fremden Kind kann das Loch im Bauch nicht füllen. Die Strafe folgt auf Instagram gleich auf dem Fuß.
Das versuchte Ausreißen, der Urlaub auf Teneriffa ist gut beschrieben, andere Luft, anderes Licht, neue Gedanken, das könnte helfen. Aber ganz dableiben? Berlin ist eben doch nicht nur ein Sarg. Und da sind ja auch noch die Zurückgebliebenen. Und Eierlikör.
Mir hat das Hörbuch gefallen, auch wenn es nun nicht gerade glücklich macht. Ein bisschen kann ich die Schmerzen, nicht nur die körperlichen, sondern auch die seelischen schon nachvollziehen. Und das Unglück anderer Leute macht einen eben auch nicht glücklicher, so sieht es Katharina, ich stimme zu. Vielleicht macht einen aber das Glück der Anderen glücklich.
Gelesen hat die Geschichte Heike Warmuth, empathisch und angenehm zurückhaltend. Empfehlenswert und passend zum Frauentag. 4 gute Sterne.
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