Margo hat ihre mittlerweile erwachsenen Töchter Rachel, Imogen und Sasha mehr oder weniger allein großgezogen. Ihre Jugendliebe und späterer Ehemann Richard hat sie verlassen, als die jüngste Tochter Sasha noch klein war. Richard war Alkoholiker. Sein Weggang hat Margo den Boden unter den Füssen weggerissen und sie ist danach nie wieder eine feste Bindung eingegangen. Diese Trennung schwebt auch Jahrzehnte später immer noch wie ein Damoklesschwert über die Familie. Rachel und Sasha sind verheiratet. Rachel bewohnt mit Mann und Töchter auf Margos Wunsch, das Haus ihrer Kindheit. Margo wohnt in der Nähe. Imogen hat sich verlobt und Margo ist glücklich, dass nun auch die letzte Tochter endlich heiraten wird. Doch Imogen plagen Zweifel, eigentlich möchte sie nicht heiraten. Sasha pflegt momentan kaum Kontakt zu Margo. Das Verhältnis ist schwierig.
Dieser Roman ist keine leichte Sommerkost. Komplizierte Mutter-Tochter-Beziehungen stehen im Vordergrund. Ich habe diese Geschichte als Hörbuch gehört. Die Sprecherin Yara Blümel ist mir aus anderen Produktionen bekannt und ich höre sie sehr gerne. Auch hier passt ihre Stimme wieder hervorragend. Der Einstieg gelang mir nicht so leicht. Es gibt immer wieder Rückblenden und die vielen Figuren mussten gedanklich zugeordnet werden. Vermutlich ist das Verständnis beim Lesen einfacher im Vergleich zum Hörbuch. Doch nachdem die erste Hürde überwunden war, hatte ich Freude an diesem Hörbuch. Im Vordergrund stehen die zwischenmenschlichen Beziehungen. Man sieht, wie viele Päckchen Menschen aus der Vergangenheit mit sich herumtragen und welchen Einfluss diese aufs gesamte Leben nehmen können. Schweigen ist kein guter Berater, das müssen auch Mutter und Töchter in diesem Buch erkennen. Der Autorin gelingt es gut, die vier Protagonistinnen zu beschreiben und Bilder entstanden vor meinen Augen. Auch die Örtlichkeiten sind gut dargestellt und ich konnte mir alles gut vorstellen. Normalerweise entwickle ich während des Lesens oder Hören Sympathien oder Antipathien gegenüber den Figuren. Diesen Effekt konnte ich dieses Mal nicht beobachten. Es stellte sich eine neutrale Distanz ein, die aber nicht negativ zu bewerten ist. Ich würde diesen Effekt eher im Schreibstil der Autorin vermuten, ist dieser doch eher nüchtern und beschreibend zu definieren. Der große Emotionsfunke sprang zwar nicht über, dennoch wird mich dieser Roman noch einige Zeit gedanklich beschäftigen, denn Georgina Moore hat mit ihrem Debütroman etwas zum Thema genommen, was wir alle haben oder hatten: eine Mutter-Kind-Beziehung. Darüber nachzudenken, ist es immer Wert.