Lisa ist alleinerziehende Mutter und hat mit ihrem kleinen Sohn und ihrem Beruf reichlich zu tun. Zeit ist stets Mangelware und nur durch perfekte Organisation kommt Lisa klar. Aber natürlich lässt sich nicht alles planen und so beschließt sie, nachdem Pauls Vater den Jungen mit zu den Großeltern in den Urlaub nimmt, ihre Auszeit ungehemmt zu genießen.
Das Cover zeigt Entspannung pur, eine junge Frau in einem Apfelgarten, gemütlich im Gras liegend, träumend.
Nur leider beschreibt Anne Stern, sehr flüssig und angenehm detailreich zu lesend, eine ganz andere Lisa. Deren Umstände sind zwar wirklich aus dem Leben gegriffen, fast jeder kennt ähnliche Situationen, aber man hat schnell den Eindruck, dass es nur um Selbstzweifel, Bindungs-, Zukunfts- und Versagensängste geht. Lisas Kontakt zu ihrer strengen und korrekten Mutter ist schwierig, deren Erwartungen an die Tochter zu hoch und diese verstärken Lisas Gefühl der Unzulänglichkeit zusätzlich. Auch die Frauen in Lisas Umgebung haben Probleme, unbefriedigende Beziehungen oder leiden an einem Mangel an Selbstbewusstsein. Wüsste ich nicht, dass es auch Beispiele für positive, funktionierende und glückliche Frauenleben gibt, würde ich an dieser Geschichte verzweifeln, so negativ und deprimierend kommt sie mir überwiegend vor.
Ja, es gibt kleine Lichtblicke und auch Lisas Leben gestaltet sich zunehmend positiver. Und die liebenswerte und tragische Geschichte um Lisas alte Geige sorgt für etwas Abwechslung und sogar Spannung. Aber insgesamt ist hier das Bild der Frauen so negativ dargestellt, dass es sich beinahe unangenehm anfühlt.
Jana Kozewa liest super angenehm, akzentuiert und eindringlich, was dieses Gefühl dann durchaus noch verstärkt.