Trotz des Humors, der Offenheit und Herzlichkeit des Buches, ist Mama, bitte lern Deutsch kein leichtes Buch. Und es zu bewerten, ist ebenfalls nicht leicht. Ich bin froh, dass ich es gelesen habe und ich halte es für sehr lesenswert, da es Einblicke gewährt, die dazu beitragen, sich über verschiedene Kulturen hinweg zu verständigen und auch zu verstehen.
Autor Tashim Durgun ist eine sympathische Person und sein direkter Schreibstil, der wirklich kein Blatt vor den Mund nimmt, ist mehr als unterhaltsam. Die Schilderung seiner Kindheit und Jugendzeit in Deutschland ist schonungslos, nicht einseitig, aber an manchen Stellen zu kurz gedacht. Es galt für mich, verschiedene Positionen und Sichtweisen einzunehmen, um der Thematik gerecht zu werden.
In erster Linie ist es unglaublich mutig, wie Tashim Durgun sehr persönliche Erlebnisse, Details und Gedanken rund um seine Familie mit der ganzen Welt teilt. Für mich wurde hier eine Brücke gebaut, die Mitgefühl und Verständnis schafft. Aber auch zum Nachdenken und Überdenken anregt.
Was mir dennoch an einigen Stellen schwerfiel, war, die Erwartungen zu verstehen, die von ihm und seiner Familie an Deutschland gestellt wurden und werden. Es ist ein fortschrittliches, ein weitgehend sicheres, ein friedliches Land und für mein Empfinden oft bis zur Selbstaufopferung entgegenkommend.
Ich hätte die Perspektive der Dankbarkeit an einigen Stellen vorgezogen, denn dieses Land hat für Sicherheit, Arbeit, Bildung gesorgt. Es ist nicht perfekt, im Gegenteil, vieles läuft mehr als schief und es soll nicht bedeuten, dass ich die negativen Erlebnisse von Tashim Durgun und seiner Familie in Abrede stelle. Ich finde jedoch wichtig, dass das ganze Spektrum gesehen und gewürdigt wird und nicht nur die Justins und Mareikes dieser Welt.
Ich habe sowohl das Hörbuch gehört, als auch das Buch gelesen. Das Hörbuch wird vom Autor selbst gelesen und niemand hätte es besser machen können. Ich kann beide Medien empfehlen und habe für mich großen Mehrwert erfahren. Ich habe bewundert, bedauert, laut gelacht, genickt, gezweifelt und gegrübelt. Das war sehr wertvoll und dafür bin ich dankbar.