Das klang doch mal wirklich interessant und vielversprechend eine Opernsängerin, die ein Romantasy Buch schreibt mit einem Belle Époque Setting und wie soll es anders sein mit einer Opernsängerin als Hauptperson.
Bereits der Einstieg ins Hörbuch hat mir sehr gut gefallen. Das Tempo war eher gemächlich und die Beschreibungen so lebhaft, dass ich mir alles sehr gut vorstellen konnte. Johanna Zehenders Stimme hat mir auch auf Anhieb gefallen und dazu beigetragen, dass ich das Buch noch mehr genießen konnte.
Die Opulenz und Dekadenz der reichen und mit Talenten gesegneten höheren Gesellschaft war für mich genauso greifbar wie die Kehrseite der Medaille. Der eklatante Unterschied zwischen dem reichen Teil der Gesellschaft und dem ärmeren Teil hat die Autorin wirklich sehr gut herausgearbeitet. Ich fand es auch sehr glaubwürdig, dass die Stadt Lutèce im Grunde auch zweigeteilt ist und die Hauptperson manche Teile der Stadt nicht besonders gut kennt.
Auch Cleodoras Schicksal hat Adi Denner gut in Worte fassen können. Ihre innere Zerrissenheit war greifbar und auch wenn Cleo mir nicht immer sympathisch war, habe ich ihre Handlungsweisen Großteils nachvollziehen können. An manchen Stellen war sie mir allerdings ein klein wenig zu naiv. Wobei man Cleodora zugutehalten muss, dass sie im Laufe des Buches eine deutliche Charakterentwicklung durchmacht. Man merkt das sie reifer wird und die Erfahrungen, die sie macht, reflektiert und hinterfragt.
Die Idee der magischen Talente, also der Edelsteine, die dem Träger ein Talent verleihen war etwas Neues und auch wenn das System ein paar Schwachstellen aufweist, fand ich es sehr interessant. Die Verknüpfung von Kunst und Handwerk mit Magie und damit die Aussage das alles, was erschaffen wird, magisch ist, fand ich einzigartig und wunderschön. Vor allem weil es eben nicht nur auf Kunst beschränkt ist. In der Vorstellung vieler haben Künste, sei es Gesang oder Malerei etwas Magisches an sich. Bei Handwerk, im Buch wird zum Beispiel der Beruf der Modisten verwendet, ist für viele eben ein Handwerk. Aber gerade das Entwickeln eines Kleidungsstücks ist für mich auch pure Magie. Da ich selbst gerne nähe, konnte ich diesen Punkt besonders gut nachvollziehen und fand es wunderschön.
Zusätzlich wird das ganze mit der einen oder anderen, auch queeren, Liebesgeschichte gewürzt und garniert mit einer Prise Feminismus. Die Liebesgeschichten konnte mich nur bedingt überzeugen. Hier möchte ich aber nicht weiter ins Detail gehen, das ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehmen würde.
Das gemächliche Tempo des Buches und die umfangreichen Beschreibungen der Kleidung der Personen mag nicht jedem gefallen. Gerade diese Aspekte haben mir aber besonders gut gefallen. Mein besonderes Lob geht auch an die Sprecherin des Hörbuches Johanna Zehender. Ihre Stimme hat das Buch so lebendig gemacht und ihre Sprachmelodie war einfach zauberhaft. Ich hoffe, dass ich bald wieder ein Hörbuch hören darf, dass von ihr gesprochen wurde.