Es gibt Bücher die muss ich unbedingt lesen und bei manchen ist es mir egal ob ich das Buch selbst lese oder es vorgelesen bekomme. Es gibt auch Bücher, die ich zuerst gelesen habe und mir danach das Hörbuch angehört habe. Normalerweise bin ich bei dem Thema Buch oder Hörbuch sehr flexibel. Bei diesem Buch bin ich im Nachhinein aber sehr froh, dass ich mich für das Hörbuch entschieden habe.
Dies liegt vor allem daran, dass der Autor, der auch der Sprecher des Hörbuches ist, sehr viele russische und auch ukrainische Wörter verwendet. Ich habe die Vermutung, dass ich beim Lesen große Schwierigkeiten damit gehabt hätte. Man könnte jetzt behaupten, dass es vielleicht besser gewesen wäre, wenn die Wörter und Ausdrücke übersetzt worden wären. Dann wäre aber meiner Meinung nach ein wichtiger Teil der Geschichte weggefallen und das Buch hätte an Authentizität verloren.
Das Dmitrij Kapitelman kein ausgebildeter Sprecher ist, merkt man im Laufe der Zeit immer wieder. An manchen Stellen wirkt es ein wenig holprig, das macht das ganze aber nur umso sympathischer. Die Stimmmelodie von Dmitrij habe ich als sehr angenehm empfunden und ihm wirklich gerne zugehört.
Doch nun kommen wir zum wichtigsten: Zum Inhalt des Buches und meinem Eindruck davon. Selten ist mir die Bewertung von einem Buch so schwergefallen. Denn obwohl ich mir ausnahmsweise mehrere Tage Zeit gelassen habe und wirklich intensiv über das gehört nachgedacht habe, weiß ich noch immer nicht, was ich davon halten soll.
Ich denke, dass ich im Großen und Ganzen schon verstanden habe, was der Autor mir mit seinem Werk sagen möchte. Und auch wenn ich es nicht aus persönlicher Erfahrung kenne, ich sein Gefühl der Entfremdung nachvollziehen kann. Ich fand es unglaublich faszinierend und tragisch mitzuverfolgen, wie der Krieg in der Ukraine Familien und Freunde entzweit. Allerdings habe ich so einige Probleme mit dem vom Autor gewählten Stilmittel. Seine übertrieben bildliche Sprache, in der dann plötzlich Fische oder Maschinengewehre zu sprechen beginnen, haben mich doch sehr verwirrt und ratlos zurückgelassen.
Eine Empfehlung kann ich nicht wirklich für das Buch aussprechen, ich wüsste nämlich nicht, wem ich das Buch empfehlen sollte. Abraten möchte ich aber auch niemanden, denn auf einer gewissen Ebene hat mich das Buch doch berührt und zum Nachdenken gebracht.