Ein wenig Leben

Ich habe das Buch im April 2024 begonnen zu lesen und gehofft, dass ich es in 2024 noch beenden kann. Das hat FAST geklappt. Ich bin zwischenzeitlich zum Hörbuch übergegangen und habe es am 01.01.2025 beendet, was wunderbar zur mystischen Neujahrsstimmung gepasst hat. Und - uff! Das Buch hat mich zerrissen. Also WIRKLICH zerrissen. Wie viel Leid kann ein einziger Mensch ertragen? Ich musste zwischendurch pausieren und tief durchatmen. Personen, die sich gerade in einer labilen Phase befinden, würde ich das Buch ausdrücklich nicht empfehlen. Ein wenig Leben besteht aus insgesamt sieben Teilen und wird chronologisch erzählt, wobei es auch immer wieder Rückblicke gibt. Zu Beginn des Buches hatte ich keine Ahnung, in welche Richtung es gehen wird. Ich war beeindruckt von dem Zusammenhalt der Freunde. Insbesondere Jude und Willem verbindet eine einzigartige Freundschaft. Das war toll zu beobachten! Judes zerbrechliche Art hat mich neugierig gemacht. Das gesamte Ausmaß, von Anfang bis Ende, habe ich allerdings nicht kommen sehen. Das Buch hat mich erschüttert und in einen regelrechten Sog gezogen. Haralds Sicht am Ende des Buches fand ich zum Abschluss wichtig und hat mich sehr berührt. Ein Fakt, der mich bei all der Grausamkeit sehr beruhigt hat: "Ein wenig Leben" ist rein fiktiv.

Sprachgewaltig, berührend und erschütternd - von Torben Kessler sehr gut vertont Nachdem ich einiges über das Buch gehört habe, habe ich beschlossen, es zu lesen bzw. es mir anzuhören. Das erste, das ich feststellte, war, dass das Hörbuch schon eine ordentliche Länge hat. Aber das ist nichts, was mich abschrecken kann.Also habe ich das Hörbuch angefangen, um es nach ein paar Stunden abzubrechen. Hier wurden die Freunde, Jude, JB, Malcolm und Willem, die in New York aufs College gehen, detail- und facettenreich in ihrem Handeln und was sie dazu bewegt, beschrieben. Für die weitere Geschichte war das ganz gut, aber ich fand diese Passage plätscherte so dahin, ohne dass wirklich viel passiert ist.Nach zwei Wochen also der zweite Versuch, und diesmal kam ich nach ungefähr 100 bis 150 Seiten an den Punkt, an dem die Story begann, mich zu fesseln.Der Schreibstil der Autorin ist sehr gut, sie hat sich viel Zeit genommen, um die einzelnen Charaktere und auch die Umgebung zu beschreiben und das hat sie so gut gemacht, dass ich mich als Leser in die tiefgründig geschaffenen Charaktere absolut hineinversetzen konnte und nachvollziehen konnte, warum derjenige so handelte wie er es tat. Ich wurde quasi eins mit den Protagonisten.Die Story ist abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven geschrieben. Bei den Kapitelüberschriften fehlt der Name der Person, die erzählt, aber dadurch, dass man die Figuren so gut kennt, wusste ich bereits nach zwei Sätzen, aus wessen Sicht dieses Kapitel geschrieben ist. Außerdem hat die Autorin unheimlich gut zu allen Themen recherchiert, das fand ich sehr beindruckend. Sie hat ungewöhnlich, aber doch sehr treffend und ausschmückend erzählt, was der Erzählung eine weitere Tiefe gibt.Im Mittelpunkt stehen Jude und seine Beziehung zu den drei Freunden, die er am College kennenlernt und die ihn ein Leben lang begleiten.Das Buch selbst ist keine leichte Kost, deswegen unbedingt die Triggerwarnung beachten.Die Story spielt in der Gegenwart und es gibt viele Rückblicke. Ich fand das ganz gut gemacht."Er konnte sich nicht erinnern, als Kind ein Bewusstsein dafür gehabt zu haben, was Glücklichsein bedeutete: Er hatte nur Elend und Angst gekannt und die Abwesenheit von Elend und Angst, und Letzteres war alles, was er gebraucht und gewollt hatte."Jude erfährt in seinem Leben unfassbar viel Leid und doch kann er so viel Liebe geben. Aber seine Jugend ist nicht spurlos an ihm vorübergegangen und er hat ein ganzes Leben damit zu kämpfen.Die Autorin schreibt einfühlsam über eine lebenslange Freundschaft mit allen Höhen und Tiefen, über Vertrauen, Liebe, Geheimnisse, Freude, Leid, Hass, Unverständnis, Eifersucht, Ohnmacht und Verzweiflung. Wie kann man als Freund helfen, wenn man jemanden zerbrechen sieht? Kann man überhaupt helfen?Das Buch hat mein Herz in tausend Teile zerbrochen und doch ist es eines der beeindruckendsten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen haben.Fand ich das Buch gut? Ein klares ja, es ist sprachgewaltig, berührend und erschütternd und es hallt definitiv noch lange nach!Würde ich das Buch weiterempfehlen? Eher nicht, denn der Inhalt ist zerstörerisch. Überlegt euch gut, ob ihr das Buch wirklich lesen wollt, denn es gab einige Stellen, an denen ich mit den Tränen zu kämpfen hatte.Ist das Ende vorhersehbar? Jein, und es passiert einiges, womit ich überhaupt nicht gerechnet habe.Das Hörbuch hat Torben Kessler sehr gut und lebendig vorgetragen, Ich mochte seine angenehme Stimme und es gelang ihm, mich so in die Story zu integrieren, dass ich glaubte, mit Jude und Willem mitten in deren Leben dabei gewesen zu sein.