Vorhersehbar
nicht rosig aus: Die Männer sind zwar aus dem Krieg zurück, der Sohn allerdings traumatisiert. Die Frauen ringen darum, ihre Eigenständigkeit nicht wieder aufgeben und in die ihnen angestammte Rolle zurückkehren zu müssen. Zumindest die Töchter Margarete, die in dem väterlichen Druckereibetrieb das Sagen übernommen hat. Auch bei der Männerwahl will sie sich nicht mehr hineinreden lassen. Ihr Herz schlägt für den Drucker Konrad. Aber da der Betrieb vor dem Bankrott steht, hat der Vater finanzkräftigere Partien im Auge.Und dann ist da noch die Stute, auch sie traumatisiert aus dem großen Krieg zurückgekehrt, wie durch ein Wunder. Wird sie das Vertrauen in die Menschen zurückgewinnen? Auch darum muss Margarete kämpfen.Eigentlich ein spannungsreicher Plot, aber die Handlung dreht sich irgendwie im Kreis um die immer gleich währenden Herz- und Schmerzprobleme: der Sohn, auf dem alle Hoffnungen ruhen, findet nicht ins Leben zurück, die Tochter, die nach beruflicher Selbständigkeit und erfüllter Liebe sterbt, läuft immer gegen die Widerstände des Vaters an. Aber zum Schluss löst sich alles auf recht simple Weise in Wohlgefallen auf. Und wenn sie nicht gestorben sind ... Die Handlung ist so vorhersehbar, dass der Leser schon ahnt, dass die für den Handlungsverlauf irrelevante Einführung der Figur der halbverwaisten Patentochter Caecilie lediglich den Zweck hat, schon einmal für Band 2 vorzubauen. Durch die Art, wie die Reaktion des Vaters der Familie Lamprecht auf den Familienzuwachs geschildert wird, lässt sich vermuten, dass Caecilie, die eigentlich noch einen Vater hat und von daher keine Ziehfamilie bräuchte, sich als uneheliche Tochter Egon Lamprechts entpuppen wird. Das herauszufinden, wäre für mich die Motivation, den 2. Band zu lesen.Die Lesung zieht mich auch nicht in ihren Bann. Sie wirkt sehr brav, wie für einen Lesewettbewerb trainiert. Überartikuliert, wenig lebensnah und lebendig. Die Nachahmung der Männerstimmen und der klischeehafte Vortrag der geifernden Stimme von Mathilde, der ewig nörgelnden und leidenden Mutter, sowie der stets echauffierten Stimme Egons, des Familienoberhauptes, sind bisweilen recht enervierend.