Bücher versandkostenfrei*100 Tage RückgaberechtAbholung in der Wunschfiliale
15% Rabatt10 auf die schönsten Kalender sichern mit dem Code DATUM15
Jetzt einlösen
mehr erfahren
product
cover

Die Bagage

(14 Bewertungen)15
150 Lesepunkte
Hörbuch Download
Hörbuch Download
14,95 €inkl. Mwst.
Sofort lieferbar (Download)
Empfehlen
Wer Seethalers »Ein ganzes Leben« mochte, wird »Die Bagage« lieben!

Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern ganz am Rand eines Bergdorfes, fernab der restlichen Bewohner. Sie sind die Abseitigen, die Armen, die Bagage. Es ist die Zeit des ersten Weltkriegs und Josef wird zur Armee eingezogen. Es ist die Zeit, in der Maria und die Kinder allein zurückbleiben und abhängig werden vom Schutz des Bürgermeisters. Es ist die Zeit, in der Georg aus Hannover in die Gegend kommt, der nicht nur hochdeutsch spricht und wunderschön ist, sondern eines Tages auch an die Tür von Maria klopft. Und es ist die Zeit, in der Maria schwanger wird mit Grete, dem Kind der Familie, mit dem Josef nie ein Wort sprechen wird: der Mutter von Monika Helfer.

Ungekürzte Lesung mit Monika Helfer
4h 36min

Produktdetails

Erscheinungsdatum
03. Februar 2020
Sprache
deutsch
Auflage
Ungekürzte Lesung
Ausgabe
Ungekürzt
Dateigröße
179,77 MB
Laufzeit
276 Minuten
Autor/Autorin
Monika Helfer
Sprecher/Sprecherin
Monika Helfer
Verlag/Hersteller
Produktart
MP3 format
Dateiformat
MP3
Audioinhalt
Hörbuch
GTIN
9783844538069

Portrait

Monika Helfer

Monika Helfer, geboren 1947 in Au/Bregenzerwald, lebt als Schriftstellerin mit ihrer Familie in Vorarlberg. Sie hat zahlreiche Romane, Erzählungen und Kinderbücher veröffentlicht. Für ihre Arbeiten wurde sie u. a. mit dem Österreichischen Würdigungspreis für Literatur, dem Solothurner Literaturpreis und dem Johann-Peter-Hebel-Preis ausgezeichnet. Für »Die Bagage« (Roman, 2020) erhielt sie den Schubart-Literaturpreis 2021 der Stadt Aalen. Zuletzt erschienen von ihr die Romane »Vati« und »Löwenherz«, die sie beide für den Hörverlag selbst eingelesen hat.

Pressestimmen

Besprechung vom 09.05.2020

Bei der braucht's doch keine Frisur!
Außenseiterschicksal im Bergdorf: Monika Helfers Roman "Die Bagage" erzählt Familiengeschichte

In einem dunklen Tal am Vorarlberg vor mehr als hundert Jahren, da galt als unterster aller Berufe nicht der Knecht, sondern der Träger. Was trugen die Träger? Sie trugen riesige Heuballen in die Scheunen der Bauern, die ihnen einen geringen Tagelöhnerlohn bezahlten. Ein festes Dach über dem Kopf hatten die Träger nicht. Sie kamen und gingen und galten deswegen als zwielichtig.

Josef Moosbruggers Sippe nannte man in diesem österreichischen Tal wegen ihrer Trägertätigkeit die "Bagage". Und zwar noch lange nachdem die Bagage sesshaft geworden war "am letzten Ende hinten oben" - eine Marschstunde abseits des Dorfs. Und man muss den Josef also in diesem Licht betrachten, wenn man verstehen will, wie er, seine Frau Maria und ihre vier Kinder einerseits quer zum Dorf stehen und doch auch zu ihm gehören im Jahr 1914, als die Geschichte von Maria und Josef beginnt. Denn auch das dunkle Tal gehört zum Habsburger-Kaiserreich. Und dieses befindet sich neuerdings im Krieg.

Dorthin, wo der Josef zwei Kühe und einige Ziegen hält und eine unwirklich schöne Frau sein Eigentum nennt, dorthin bringt der Postadjunkt eines Tages den Stellungsbefehl. Josef wird eingezogen wie auch andere Männer aus dem Dorf. Damit setzt Monika Helfers Familiengeschichte ein. Es ist ihre eigene. Von Maria Moosbrugger, ihrer schwarzhaarigen Großmutter, die im Alter von nur zweiunddreißig Jahren starb und sechs Kinder hinterließ, hat Monika Helfer, Jahrgang 1949, die Schneewittchen-Anmut geerbt. Wenn jemand aus der Familie allerdings Vergleiche zur Großmutter zog, dann war denen stets ein warnender Ton beigemischt: Die Großmutter war "Vorbild und Vorwurf" in einem. Denn Schönheit war in einer hochtraditionellen Bergwelt vor hundert Jahren mehr Fluch als Segen für eine Frau von niedrigem Stand. Vor allem dann, wenn der Ehemann gerade weit weg in den italienischen Bergen kämpfte.

Dass Josef ab und zu auf Fronturlaub kam, konnte Marias Leumund nicht verbessern: Sie war der Lust der Männer, der Eifersucht der Ehefrauen und dem Gerede im Dorf ausgesetzt. Es galt in Monika Helfers Familie deshalb der Grundsatz, nicht so werden zu sollen wie die Großmutter. Diese hatte ihren Josef zwar geliebt. Aber sie war eben auch jung und lebensfroh. Zwei, drei Mal war ein Deutscher am Hof der Moosbruggers gesehen worden. Grete, Monika Helfers Mutter, galt fortan als Frucht dieser Besuche. Als der Krieg vorbei ist, wird Josef diesem Kind nie in die Augen sehen und nie ein Wort an es richten. Gegen die Macht des Verdachts ist kein Kraut gewachsen. Auch die fortgesetzte Ehe und zwei weitere Kinder können den Zweifel nicht zerstreuen.

Andere Männer spielen denn auch eine Rolle in diesem Roman. Ohne Josef, der mit dem Bürgermeister vor dem Krieg irgendwelche Geschäftchen gemacht hatte, wird das Essen zu Hause knapp. Bevor Josef ins Feld gegangen ist, hat er dem Bürgermeister aufgetragen, für seine Familie zu sorgen. Und ein Auge auf Maria zu haben. Damit hat er aber nicht gemeint, der Bürgermeister solle ein Auge auf Maria werfen. Mit düsteren Vorahnungen liest man nun vom rechtschaffenen Gottlieb Fink, ebenjenem Bürgermeister, der Maria eines Tages mit auf den Viehmarkt in die Stadt nimmt. Er lutscht auf dem Weg dorthin Pfefferminzbonbons. Maria versteht, dass er das für sie tut, dass er für sie gut riechen will. Später wird es nicht bei wohlriechenden Andeutungen bleiben. Da wird der gute Patriarch zum Realpolitiker: "In Zeiten wie diesen sei es doch völlig egal, ob sie ihn einmal lasse, völlig egal."

Wie Monika Helfer hier in gut arrangierten Episoden mit Vor- und Rückblenden vom Verhängnis einer Außenseiterin erzählt, ist meisterhaft. Denn obwohl die österreichische Literatur von Thomas Bernhard bis Peter Handke voll ist von Dorfdramen, gelingt es ihr, eigene Akzente zu setzen. Der Spannungsbogen der Erzählung reicht vom Ersten Weltkrieg bis hinein in die österreichische Nachkriegsgesellschaft und thematisiert dabei auch das zwiespältige Frauenbild der Achtundsechziger. In diesem Umfeld machen wir Bekanntschaft mit einer jungen Ich-Erzählerin, die sich mit siebzehn in einen verheirateten Mann verliebt, mit ihm sexuelle Freizügigkeit erfährt, aber auch in neue Abhängigkeit gerät. "Binde die Haare zusammen, bei dir braucht's nicht auch noch eine Frisur!" war folglich einer der Leitsätze, mit denen man bei Moosbruggers auf allzu reizvolle Äußerlichkeiten zu reagieren pflegte.

Auf weniger als hundertsechzig Seiten erzählt Monika Helfers "Die Bagage" nicht nur vom Leben der Großeltern der Schriftstellerin, sondern auch vom eigenen. Das Leben im Dorf war hart, der Winter knackig, die soziale Ordnung undurchlässig. Alle Mitglieder der Bagage werden so skizziert, dass ihre Rolle im Familien- und Dorfverbund plastisch wird. Die Söhne mit unterschiedlichen Temperamenten und Talenten zum Stammhalter ausgestattet. Die Töchter mit ihrem zukünftigen Pflichtenkorsett. "Als ich zum ersten Mal in Wien im Kunsthistorischen Museum war", schreibt Monika Helfer, "und die Bauernbilder von Pieter Bruegel dem Älteren sah, dachte ich: Die sehen aus wie die Meiningen aus den Erzählungen meiner Mutter und meiner Tante Kathe."

Schönheit als nicht abzutragende Schuld gehört zum moosbruggerschen Familienerbe. Ein früher Tod diverser Frauenfiguren verstärkt diesen Eindruck. Monika Helfer gelingt mit ihrer Familiengeschichte damit nicht nur das Porträt einer archaischen Bergwelt, sondern auch ein Blick auf weibliche Lebensentwürfe über eine Zeitraum von mehr als hundert Jahren hinweg.

KATHARINA TEUTSCH.

Monika Helfer: "Die Bagage". Roman.

Hanser Verlag, München 2020. 160 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

Bewertungen

Durchschnitt
14 Bewertungen
15
14 Bewertungen von LovelyBooks
Übersicht
5 Sterne
5
4 Sterne
2
3 Sterne
4
2 Sterne
3
1 Stern
0

Zur Empfehlungsrangliste
LovelyBooks-BewertungVon Gwhynwhyfar am 29.10.2021
Ein Familiendrama, exzellent geschrieben. Ich empfehle allerdings, das Buch zum Genuss zu lesen ¿ das Hörbuch ist schlecht eingesprochen.
LovelyBooks-BewertungVon Ro_Ke am 10.02.2021
Wie ein altes Bauern-Öl-Gemälde, dessen "Blessuren"" mit blassen Buntstiften nachgezeichnet worden. Sprunghaft, hölzern und überzogen eitel!