Der Roman beginnt mit der Rückkehr eines jungen Mannes aus dem ersten Weltkrieg in sein Heimatdorf, wo er der Frau seines besten Freundes mitteilen muss, dass dieser nicht zurückkommen wird. Das ist so eindrucksvoll beschrieben, dass man gerne mitverfolgt, wie der junge Mann, der aus einer armen Metzgerfamilie stammt, die folgenden harten Nachkriegsjahre meistert. Er entschließt sich zur Auswanderung in die USA, und fährt so weit westwärts, wie das Geld aus dem Verkauf der Würste seines Vaters, die er in seinem Koffer hat, reicht. Es reicht bis zur Kleinstadt Argus in South Dakota.Man lernt durch den Roman viele Menschen kennen, eigentlich eine halbe Kleinstadt in South Dakota. Man könnte fast sagen, die Kleinstadt ist die Hauptperson des Romans. Man lernt auch eine Zeitepoche kennen - die Zeit zwischen den Weltkriegen. Man lernt auch das Leben von deutschen Einwanderern kennen, deren frühere Heimat eine lange Zug- und Schiffsreise, die sie sich nicht noch einmal leisten können, entfernt ist, aber durch gelegentliche Briefe noch präsent ist.Alle Bewohner der Kleinstadt leben knapp über dem Existenzminimum. Persönliche und familiäre Beziehungen haben immer auch etwas Unromantisches - d.h. den Charakter eines ökomischen Beistandspaktes. Patchwork-Familien gab es damals genau wie heute, nur die Gründe waren andere - nicht Beziehungsprobleme, sondern Krankheit, Alkohol, Tod, Flucht vor dem Gesetz.Lebensziel ist, überhaupt erst mal zu überleben. Damit ist der Tag bereits weitgehend ausgefüllt, angesichts der einfachen Technologien bei der Arbeit oder im Haushalt, die detailliert dargestellt werden. Wenn dann noch Zeit ist, gönnt man sich ein Bier oder geht zum Treffen des Männerchores, der das Liedgut verschiedener Kulturen der letzten Jahrhunderte singt.Kurz vor dem zweiten Weltkrieg geht ein Teil der deutschen Einwandererfamilie nach Deutschland zurück, so dass die beiden Teile der Familie während des Krieges gegeneinander kämpfen.Louise Erdrich hat einen liebe- und humorvollen Blick auf alle ihre Figuren. Keine von ihnen vollbringt Heldentaten, sondern man fragt sich besorgt, wie die Figuren, angesichts ihrer vielen Schwächen, ihr Leben überhaupt meistern werden.Die Handlung wird aus der Perspektive von verschiedenen Personen erzählt, wobei die Perspektiven in kurzen Abständen wechseln können. Allerdings stehen zwei Personen eindeutig im Vordergrund: - der Metzger Fidelis aus Süddeutschland und Delphine, die Tochter eines alleinerziehenden Alkoholikers, die sich ohne Ausbildung irgendwie durchs Leben schlagen muss. Das Leben der beiden begleiten wir von 1918 bis 1954. Am Schluss erlebt man das Ende des Lebens von Fidelis, dessen Anfang man am Anfang des Buches kennengelernt hat - war es ein armseliges Leben voller Arbeit oder eine unglaubliche Leistung, in dieser harten Welt überlebt zu haben und vier Kinder großgezogen zu haben?