Ich habe weder die Rezensionen gelesen, noch im Vorfeld gewusst, dass dieses Buch nicht wahr ist. Also, wahr ist es schon. Denn die Verbrechen, die Grausamkeiten, das Leid, welches sich in dem Buch widerspiegelt, ist absolute Realität. Und doch, Elsa hat so nie existiert, die Lebensgeschichte der Protagonistin ist Fiktion. Vielleicht ist es gerade deswegen so eindringlich. Während des Lesens hatte ich immer wieder das Gefühl, eine wahre Geschichte vor mir zu haben. Ich habe viele Bücher zu den Verbrechen der NS-Zeit gelesen und Elsas Stern ist ein leicht zu lesender Roman, der nichts an Tiefe verliert. Im Gegensatz zu vielen anderen Nacherzählungen, findet dieser Roman ein typisches Happy End, etwas, was es Lesern, die sich zum ersten Mal mit dieser Thematik beschäftigen wollen, einfach macht, einen Einstieg zu finden.Für einige gab es sicher dieses Happy End, dieses Abschließen mit der Vergangenheit. Doch für die meisten leider nicht. Auch das kommt in dem Roman deutlich rüber. Der Autor schafft es, trotz des bedrückenden Themas, den Lebenswillen nicht nur der Protagonistin herauszuarbeiten. Die Charaktere haben Tiefgang, ihre eigene Geschichte, die zwischen den Seiten der großen Geschichte ihren Platz findet. Die Grausamkeiten werden im Laufe des Buches immer deutlicher, und der Leser weiß, es nimmt kein gutes Ende.Auf der anderen Seite der Geschichte ist die Tochter der Protagonistin, die in den 70er Jahren in New York lebt und die Geschichte ihrer noch lebenden Mutter erfährt. Eine zweite Seite der Geschehnisse nimmt Gestalt an: Die der Kriegskinder, jener Generation, die in den Schatten und mit der Last ihrer Eltern aufwuchsen. Die junge Frau will verstehen, verstehen warum ihre Mutter panische Angst vor den Ärzten im Krankenhaus hat, wer der Mann war, den sie im Restaurant sahen, der ihre Mutter in Panik versetzte.Unter all den Seiten vergraben liegt ein eindringliches Buch, das von Zeitzeugen, von Kindern und Grausamkeiten berichtet - ohne den mahnenden Finger mancher wahren Geschichte oder Fachpublikationen. Wer also einen Roman sucht, der die Geschehnisse der damaligen Zeit widerspiegelt ohne eine reale Geschichte zu erzählen, der ist hier richtig aufgehoben.Allen anderen empfehle ich den "Tätowierer von Auschwitz¿.