Start der Hertie Dynastie
1879 leben Flora Baumann und ihr Verlobter Leonhard Tietz in Stralsund. Anlässlich der Näharbeiten an ihrem Brautkleid kommt die junge Frau in den Kurzwarenladen von Albert Holst. Schnell erfasst Flora, dass hier einiges im Argen liegt. Deshalb beschließt sie dem alten Kaufmann unentgeltlich zu helfen. Der alte Herr, um dessen Gesundheit es ebenfalls nicht zum Besten steht und sein in die Schräglage geratener Laden, wachsen Flora sehr ans Herz. Als auch Leonhard beschließt, sich beruflich zu verändern, liegt eine bestimmte Entscheidung nahe. Aber wird dieses Vorhaben gelingen? Auftakt einer neuen Reihe Tatsächlich verbirgt sich hinter dem Pseudonym Susanne Berg der Autor Andreas Schmidt. Er geht mit der Erzählung der Geschichte bis in die kleinsten Anfänge zurück. Hier in ersten Teil gründen Flora und Leonhard einen kleinen Laden mit ganz neuen Konzeptideen, die ihren Ursprung in Amerika haben.Allerdings dauert es tatsächlich sehr lange bis einmal etwas Bewegendes geschieht. Weit über die erste Buchhälfte hinaus zieht sich das "Vorgeplänkel". Dadurch erscheinen einige Stellen des Romans sehr langatmig. Dies ist auch bedingt durch den ausschweifenden Schreibstil. Sicher ist es für den Leser angenehm, wenn der Autor mit bildhafter Sprache arbeitet, aber hier ist es etwas des Guten zuviel. Außerdem fällt auf, dass bestimmte Sachen stets mehrmals wiederholt werden. Somit kommt es zu einem negativen Deja Vu Erlebnis beim Lesen. Die "Tietz" Familie In diesem Buch ist außer beim Spitznamen von Onkel Hermann Tietz, der "Hertie" genannt wird, noch nicht wirklich zu ersehen, dass sich hier unser bekanntes Kaufhaus dahinter verbirgt.Dennoch sind einige Protagonisten der Tietz Familie involviert und man hofft auf die Fortsetzung, wo die Kaufhausgeschichte dann etwas Fahrt aufnehmen könnte.Bisher erscheinen die Protagonisten zwar nett, aber sie wirken, in diesem Teil zumindest, noch sehr platt. Flora scheint zwar ein gutes Herz zu haben, wirkt aber auch sehr naiv. Es wäre schön, wenn die Charaktere zukünftig etwas an Tiefe gewinnen würden. Man würde gerne mehr über ihre Gedanken und Gefühle erfahren. Diese kommen im Romanverlauf etwas zu kurz. Überstürztes Ende Während sich die erste Hälfte des Buches gezogen hat und gefühlt gar nichts vorwärts ging oder sich entwickelt hat, überstürzen sich die Ereignisse gegen Ende. Denn kaum ist der neue Laden eröffnet, wird schon nach anderen Lösungen und Entwicklungen gesucht. Dieser plötzliche Wandel im Buch ist etwas befremdlich.Die Geschichte wurde ursprünglich als Trilogie beim atb Verlag konzipiert. Es ist aber jetzt schon bekannt, dass es auch einen vierten Teil geben wird. Fazit: Die Geschichte hat vom Spannungsbogen her gesehen, noch einige Luft nach oben. Da mich die Geschichte von Hertie aber sehr interessiert, werde ich diese Reihe unbedingt weiterlesen. Schon aus nostalgischen Gründen, denn das Kaufhaus Hertie in unserer Stadt ist eine prägende Kindheitserinnerung für mich.