Muna wächst als Tochter eines an Lungenkrebs verstorbenen Vaters und einer alkoholkranken Mutter in einer ostdeutschen Kleinstadt vor der Wende auf. Da die Mutter Schauspielerin am Theater ist, findet Muna schon früh Zugang zur intellektuellen Szene und nimmt sich vor, Journalistin zu werden. Bei einem Praktikum lernt sie den viele Jahre älteren Magnus kennen, Französischlehrer und Fotograf, in den sie sich sofort verliebt. Die beiden verbringen eine Nacht miteinander, bevor Magnus in den Westen verschwindet. Muna setzt ihr Leben fort, zieht zum Studieren nach Wien - und trifft sieben Jahre später Magnus bei einer Theateraufführung in Berlin wieder. Die beiden beginnen eine Beziehung, die immer unberechenbarer und gewaltvoller wird.Über mehr als drei Jahrzehnte begleitet Terézia Mora in "Muna oder die Hälfte des Lebens" ihre Protagonistin Muna durch eine Abhängigkeit von einem durch und durch misogynen Mann und eine toxische Beziehung, die von psychischer und schwerer physischer Gewalt geprägt ist. Viele Szenen im Buch sind kaum auszuhalten, vor allem die, in denen Mora einen Perspektivwechsel vornimmt, von Muna in Magnus schlüpft. Es fällt schwer, nachzuvollziehen, weshalb eine so kluge, wissbegierige und schöne Frau so besessen von einem Mann ist, der ihr von Anfang an zu verstehen gibt, dass sie für ihn ein Nichts ist. Genau das stellt für mich aber die Stärke des Romans dar, der 2023 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreis stand. Auch Munas Leben zwischen Künstler*innen, Schriftsteller*innen und Kunstprofessor*innen hat mir gefallen. Trotzdem muss ich sagen, dass sich das Buch für mich sehr zäh angefühlt hat, ich habe oft Widerwillen verspürt, es in die Hand zu nehmen und weiterzulesen. Das liegt einerseits am Thema, das natürlich kein "schönes" Leseerlebnis verspricht, andererseits aber auch an den vielen literarischen Abzweigungen, die der Text nimmt. Ich bleibe mit gemischten Gefühlen zurück und glaube, dass es zwischen mir und Terézia Moras Stil einfach nicht so richtig gefunkt hat.