Das Glaskind

hochinteressante Geschichte Schönes Titelbild, klarer Titel (leider in Großbuchstaben und ohne Abtrennstrich).Es geht um eine Frau, die sich von ihrer Familie zurückgesetzt fühlt, weil ihr kranker Bruder stets im Mittelpunkt stand. Dieser Bruder fühlt sich nur von seiner Schwester Maya verstanden, was das Mädchen belastet, weil sie dadurch nur wenig Zeit für sich hat. Deshalb studiert sie nicht in München, sondern flieht vor der Familie nach Hamburg und sogar nach Afrika. Ihre Handlungen sind trotzdem nachvollziehbar, da es die Autorin hervorragend versteht, die verschiedenen Charaktere und ihre passenden Handlungen zu beschreiben. Wie erwartet war die Geschichte sehr gut erzählt - ich mag die Schreibart der Autorin, von der ich bereits mehrere Romane begeistert verschlungen habe. Als Kapitelüberschrift steht immer das Jahr des Geschehens, so dass der Leser immer weiß, ob er sich in der Gegenwart oder Vergangenheit befindet. 

Stefanie Gregg hat wieder einmal einen sehr berührenden Roman geschrieben, der sich sehr intensiv mit Familiendynamiken auseinandersetzt. Maya ist eine sehr bemerkenswerte Hauptfigur, mit der ich mich gut identifizieren konnte. Nur weiß ich nicht, ob ich dies alles so gekonnt hätte, wie sie es in dem Roman getan hat. Mayas Bruder ist anders, er ist Autist und für seine Eltern eine Belastung. Seine Mutter und sein Vater sind mit ihm überfordert, darüber geht auch die Ehe der beiden kaputt. Maya ist die Einzige, die Zugang zu ihrem Bruder hat. Als ihre Mutter einen Unfall hat, lässt sie in Hamburg, wo sie als Ärztin arbeitet, alles stehen und liegen, um zu ihrem Bruder zu fahren. Zu Doris, der Mutter der drei Geschwister, konnte ich keine richtige Beziehung aufbauen, auch zu dem Vater Johannes. Dafür waren mir die drei Geschwister Maya, Tobi und Merlin sehr nah. Maya die Verantwortungsbewusste, Tobi der Autist und Merlin, der Junge der immer lacht. Glaskinder: Kinder, die durchsichtig neben den Geschwistern sind, weil diese die volle Aufmerksamkeit der Familie einfordern, aufgrund von einer Behinderung, psychischen Erkrankung, Suchtprobleme oder anderen Faktoren, wie etwa, weil sie besonders frech, anstrengend sind oder ein Hobby haben, dem sich die gesamte Familie unterordnet, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Diese Geschwisterkinder, wie Maya übernehmen zu viel Verantwortung, als dass sie diese eigentlich leisten können. Eltern nehmen diese Hilfe als selbstverständlich an und schauen durch diese Kinder hindurch, ohne sie zu wertschätzen und sie wirklich wahrzunehmen.  Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt sehr gut und leicht zu lesen. Der Roman zeichnet sich durch viele Rückblenden in die Kindheit der Geschwister aus. Jahreszahlen geben Orientierung, wo man sich befindet, in meinem Rezensionsexemplar von NetGalley fehlte diese Einteilung, was es mir teilweise etwas schwer machte. Ebenso wird die Familiendynamik durch die diversen Dialoge gut dargestellt, was gleichzeitig zu einen hohem Lesetempo beiträgt. Ich bin regelrecht durch den Roman geflogen, was mir sehr gut gefallen hat und Spaß gemacht hat, trotz des recht ernsten Themas. Vielen lieben Dank an Stefanie Gregg, dass Du den Glaskindern in jeglicher Form ein Denkmal gesetzt hast.