Ein schwedischer Roman voller Musik, Vergangenheit und Emotionen
Ich habe mich für Verliebt in Stockholm entschieden, weil ich mal etwas anderes lesen wollte als sonst. Die Idee, dass Musik, Geige spielen hier eine zentrale Rolle einnimmt, fand ich interessant. Schon nach kurzer Zeit war ich gefesselt: Ich habe das Buch innerhalb einer Woche gelesen und trotz der kleinen Schriftgröße konnte ich flüssig und mit viel Freude durch die Kapitel lesen.
Schreibstil und Aufbau
Der Schreibstil war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Vor allem die Darstellung der wörtlichen Rede war nicht immer klar erkennbar, es fiel mir schwer zu unterscheiden, ob eine Figur etwas sagt oder nur denkt. Auch die Übergänge zwischen Dialogen und inneren Monologen waren nicht immer eindeutig. Doch mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt und konnte den Text besser einordnen. Ab der Hälfte des Buches war das Lesen deutlich angenehmer, auch weil ich bewusster gelesen habe.
Zwei Zeitebenen Vergangenheit trifft Gegenwart
Ein besonderes Merkmal des Romans ist die Struktur in zwei Zeitebenen: Die Gegenwart und eine Vergangenheit, die 14 Jahre zurückliegt. Diese parallelen Erzählstränge haben mir sehr gefallen. Die Vergangenheit war für mich besonders spannend und emotional mitreißend. Ich war neugierig, was damals passiert ist, weil vieles in der Gegenwart nur angedeutet wurde. Oft konnte ich es kaum erwarten, aus einem Gegenwartskapitel wieder in die Vergangenheit zu springen.
Gerade die Dynamik zwischen Mira und William in der Vergangenheit hat mich sehr berührt. Ihre Beziehung war intensiv beschrieben, während die Gegenwart eher ruhiger, stellenweise sogar ein wenig flach wirkte. Emotional hat mich die Vergangenheit deutlich mehr angesprochen.
Handlung und Figuren
Der Klappentext weckt Erwartungen an eine intensive Dreiecksgeschichte zwischen Mira, William und Alessandro. Diese Konstellation steht jedoch nicht im Mittelpunkt. Vielmehr dreht sich alles um Mira und ihre persönlichen Fragen sowie die Verarbeitung ihrer Vergangenheit. Alessandro spielt nur eine kleine Rolle und tritt nicht so in den Vordergrund, wie es vielleicht zu erwarten gewesen wäre. Das fand ich ein wenig schade, hat mich aber nicht enttäuscht.
Die Handlung spielt sich meist in kurzen Zeiträumen ab, manchmal innerhalb eines Tages oder sogar nur über wenige Stunden. Das hat mir sehr gefallen, weil man nie den Faden verloren hat. Die Kapitel setzten oft genau dort an, wo das vorherige aufgehört hatte, das galt für beide Zeitebenen.
Die Nebenfiguren waren interessant gestaltet. Manche hatten Ecken und Kanten, was die Geschichte lebendig machte. Es war spannend zu sehen, wie sie Mira beeinflussen oder herausfordern. Gerade solche Charaktere, die nicht perfekt sind, sorgen für Spannung und echte emotionale Reaktionen beim Lesen.
Kritikpunkte
Trotz vieler positiver Aspekte hatte das Buch auch einige Schwächen. In der Gegenwart fehlte mir manchmal die emotionale Tiefe. Mira als Hauptfigur war mir in manchen Momenten nicht greifbar genug. Gegen Ende gab es einen Moment, den ich als etwas unrealistisch empfand, was mich kurz aus der Geschichte herausgerissen hat. Obwohl der Roman insgesamt eine angenehme Länge hat, hatte ich das Gefühl, dass sich der Anfang sehr viel Zeit nahm, um die Geschichte aufzubauen und den Leser langsam hineinzuziehen wohingegen das Ende zu abrupt war, ich hätte mir hier noch mehr aus der Vergangenheit gewünscht, mehr Auflösung, mehr Details
Fazit
Verliebt in Stockholm ist ein Roman, der durch, die Verbindung von Musik, Vergangenheit und Gegenwart, sowie durch unterschiedliche Charaktere überzeugt. Auch wenn nicht alle Erwartungen erfüllt wurden und es kleinere Schwächen gibt, hat mich das Buch berührt und zum Nachdenken angeregt. Vor allem die Rückblicke in die Vergangenheit waren stark, emotional und gut erzählt. Ein solider Roman, der etwas anderes wagt, und genau das macht ihn lesenswert.