"...Mit welchem Recht überfallt ihr uns? England befindet sich weder mit Dänemark noch mit Danzig im Krieg. Wir sind rechtschaffene Seefahrer und Kaufleute..."
Doch der Kapitän hat keine Chance. Seine Auflehnung kostet ihn das Leben. Von dem Mann, dessen Schiff ihn 1468 überfallen hat, wird man noch viel hören. Sein Name: Paul Beneke.
Der Autor hat einen spannenden Roman geschrieben. Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Gekonnt werden die historischen Ereignisse in das Geschehen integriert. Dafür sorgen auch die nautischen Begriffe, die verwendet werden.
Der Überfall auf das Schiff hat Folgen. In London kommt es zu einem Kampf zwischen Einheimischen und den Vertretern der Hanse, denn denen lastet man den Überfall an. Dabei verliert auch der junge Kaufmann Till Landers all seine Güter. Er kommt ins Gefängnis, doch ihm gelingt eine spektakuläre Flucht.
In Sluis heuert er bei Paul Beneke an. Er braucht Geld, um nach Wismar zurückkehren zu können. Doch er wird gewarnt:
"...Eins musst du wissen: Wenn du tatsächlich auf der Mariendraken als Ruter anheuern solltest, stehst du mit einem Bein in der Hölle..."
Die Personen werden gut charakterisiert. Eins haben Beneke und sein Gegenspieler Pawest gemeinsam: Ein Menschenleben zählt für sie nicht. Aber es gibt wesentliche Unterschiede. Während Beneke ein herausragender Seemann ist, hat Pawest von der Seefahrt keine Ahnung, ist aber überheblich und selbstherrlich. Er lässt sich nichts sagen und ist in jeder Hinsicht unbelehrbar.
Till Landers fügt sich gut in die Crew ein, setzt jedoch sein Leben mehrmals aufs Spiel, weil er für Menschlichkeit eintritt. Spannend sind die Gespräche zwischen Beneke und Landers.
"...Als du mir die Stirn geboten hast, um den Engländer zu retten, dessen Namen du nicht einmal kanntest, da hatte ich Respekt vor dir. Es gibt nicht viele Männer die diesen Mut aufbringen..."
Während des Gesprächs stellt Beneke die Frage, auf welcher Seite wohl Gott in diesem Krieg steht. Tills Antwort ist sehr reif für jene Zeit.
"...Ich denke, dass Gott weder auf der einen noch auf der anderen Seite steht, sondern Gott steht über allen..."
Gut beschrieben werden die Zustände in Brügge und Sluis. Außerdem wird deutlich, wie gern die Herrschenden ihr Fähnlein in den Wind hängen. Passt es den Herzog vorn Flandern, lässt er die Häfen für die Danziger sperren. Braucht er das Geld der Hanse, dürfen sie wieder einfahren. Einen weiteren Aspekt der Geschichte bilden die Rosenkriege in England.
Eine historische Karte und ein inhaltsreiches Nachwort ergänzen das Buch. Vor jedem Kapitel befindet sich ein Bild der Peter von Danzig, Benekes letztem Schiff, versehen mit einem Spruch aus der Offenbarung des Johannes.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hat einen hohen Spannungsbogen und ist vielschichtig.