Der alternde Privatdetektiv Selb erhält den Auftrag die Tochter eines Ministerialdirigenten zu finden. Ihr Vater hat angeblich den Kontakt zu ihr verloren. Kurios wird es allerdings, als Selb darüber stolpert, dass dieser Vater längst tot ist und sich Verstrickungen mit dem Anschlag auf ein amerikanisches Militärgelände zeigen, den es so nie gegeben hat. Und so rutscht Selb immer tiefer in eine Ermittlung, die ihn involviert, belastet und zu ungewöhnlichen Entscheidungen zwingt.Dieser zweite Teil rund um den Privatdetektiv Selb, ehemaliger Nazistaatsanwalt mit Ecken und Kanten, greift erneut die politischen Nachwhen des 2. Weltkriegs und der nachfolgenden Jahre auf. Dabei bleibt Bernhard Schlink seiner unaufgeregten Art zu Erzählen treu ohne an Spannung einzubüßen und jederzeit mit einem hintergründigen Schmunzeln. Selb bleibt sympathisch, dabei herrlich menschlich und nicht fehlerfrei. Auch sein Umfeld ist echt und mitten aus dem Leben gegriffen. Dem Autor gelingt es die menschlichen Schwächen mit einem leichten Schmunzeln im Augenwinkel geschickt in die Erzählung einzubringen und so werden die kleinen Nebengeschichten, wie die anstehende Hochzeit von Selbs Freund Philip nicht nur nie langweilig, sondern bereichern das Buch gekonnt.Mein Fazit: Dieser 2. Teil der Reihe hat mir noch mal besser als der erste Teil gefallen. Der Fall selbst war gut durchdacht, hervorragend der Zeitschiene angepasst und mit ausreichend kleinen Überraschungen um immer spannend zu bleiben. Dabei sind die einzelnen Charaktere so lebensecht wie selten und nur allzu oft musste ich mehr als schmunzeln. Der Autor zeigt ganz selbstverständlich und nebenbei die kleinen und großen Brennpunkte des Lebens ohne je pathetisch zu werden oder die Selb(st)ironie zu verlieren. Hier bleibt für mich nur eine ganz klar Leseempfehlung.