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Siebentürmeviertel

Roman

(13 Bewertungen)15
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Taschenbuch
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Eine Familiensaga zwischen Orient und Okzident

Das hat man so noch nicht gelesen: Feridun Zaimoglu führt seine Leser ins Istanbul der 30er-Jahre und mitten hinein in eine fremde und faszinierende Welt, in der sich ein deutscher Junge behaupten muss. Eine Familiensaga der besonderen Art, emotionsgeladen, abgründig und spannend.
Wolf weiß nicht, wie ihm geschieht. Nach dem Tod seiner Mutter hat er bei seinem Vater gelebt, muss mit ihm aber nach einer Warnung vor der Gestapo plötzlich Deutschland verlassen. Es ist das Jahr 1939, und Wolf findet sich in Istanbul wieder, in der Familie von Abdullah Bey, eines ehemaligen Arbeitskollegen seines Vaters. Das Siebentürmeviertel ist einer der schillerndsten Stadtteile der Metropole, in der Religionen und Ethnien in einem spannungsreichen Nebeneinander leben. Was als vorübergehende Maßnahme gedacht war, wird zu einer Dauerlösung, und Wolf muss sich zurechtfinden in diesem überwältigenden Kosmos. Er wird von Abdullah Bey an Sohnes statt angenommen, besucht die Schule und erobert sich seine Stellung unter den Jugendlichen des Viertels. Als er langsam zu begreifen beginnt, welche Rolle Abdullah Bey wirklich spielt, gerät er in große Gefahr.
Nach »Leyla«, dem Bestseller über den Weg einer jungen Türkin von Anatolien ins Deutschland der 60er-Jahre, wendet sich Feridun Zaimoglu wieder der Türkei zu und greift dabei die deutsche Emigration auf. Mit großer Sprachkraft und Poesie führt er den Leser in eine Welt, in der Kulturen und Religionen, aber vor allem menschliche Leidenschaften und Sehnsüchte aufeinanderprallen.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
23. März 2017
Sprache
deutsch
Auflage
2. Auflage
Seitenanzahl
800
Reihe
Fischer Taschenbücher
Autor/Autorin
Feridun Zaimoglu
Verlag/Hersteller
Originaltitel
Produktart
kartoniert
Gewicht
581 g
Größe (L/B/H)
190/126/47 mm
ISBN
9783596036264

Portrait

Feridun Zaimoglu

Feridun Zaimoglu, geboren 1964 im anatolischen Bolu, lebt seit etwa 45 Jahren in Deutschland. Er studierte Kunst und Humanmedizin in Kiel, wo er seither als Schriftsteller, Drehbuchautor, Dramatiker und Journalist arbeitet. Er schreibt für »Die Welt«, die »Frankfurter Rundschau«, »Die Zeit« und die »Frankfurter Allgemeine Zeitung«. 2002 wurde er mit dem Hebbel-Preis ausgezeichnet, 2003 dem Preis der Jury beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt und 2004 dem Adelbert-von-Chamisso-Preis. Im Jahr 2005 war er Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Im selben Jahr erhielt er den Hugo-Ball-Preis und 2007 den Grimmelshausen-Preis, 2008 den Corine-Preis, 2010 den Jakob-Wassermann-Literaturpreis und 2012 den Preis der Literaturhäuser. Im Jahr 2015 war er Stadtschreiber von Mainz, und 2016 wurde ihm der Berliner Literaturpreis zugesprochen. Er veröffentlichte unter anderem die Erzählungen »Zwölf Gramm Glück« und das Buch »Rom intensiv«, die Romane »German Amok«, »Leyla«, »Liebesbrand«, »Hinterland«, »Isabel«, »Siebentürmeviertel« und zuletzt »Die Geschichte der Frau«.


Literaturpreise:

Berliner Literaturpreis 2016

Preis der Literaturhäuser 2012

Corine 2008

Grimmelshausen-Preis, 2007

Hugo-Ball-Preis, 2005

Stipendiat der Villa Massimo in Rom, 2005

Adelbert-von-Chamisso-Preis, 2004

Preis der Jury beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, Klagenfurt, 2003

Hebbel-Preis, 2002


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LovelyBooks-BewertungVon wandablue am 08.03.2018
Orientalisch ausufernd. Genial und verrückt.Man schreibt das Jahr 1939. Der Sozialdemokrat Franz, der Vater des sechsjährigen Jungen Wolf, macht eine kritische Bemerkung über Hitler und ist auf der Flucht. In Istanbul wird er vom Familienoberhaupt Abdullah Bey und seiner Familie gastfreundlich aufgenommen. Weil sich die erwachsene Tochter des Hauses in Franz verguckt, verlässt Franz die Gastfamilie, um sie nicht in Verruf zu bringen, da er sie nicht heiraten will und geht nach Ankara. Der Sohn bleibt bei Abdullah Bey, den er bald Vater nennt.Der Zeitrahmen, immer gemessen an der deutschen, nicht der türkischen Politik, spannt sich bis zum Ende der Hitlerdiktatur bis hin zum Nachkriegsdeutschland. Während sich Franz in all den Jahren immer noch schwer tut mit der türkischen Mentalität, sie innerlich ablehnt und sich über sie erhebt (Türken sind Barbaren, sagt er), assimiliert sich der Junge schnell. Innerlich ist er längst ein echter Türke, doch seine Umgebung lässt ihn seine Herkunft nicht vergessen, Arier nennen sie ihn, den Jungen, der drei Väter hat, Hitler, Franz und Abdullah Bey. Trotzdem, er berappelt sich, besteht alle Mutproben, gehört dazu.Feridun Zaimoglu, geboren 1964 im türkischen Bolu, der mit sechs Jahren nach Deutschland kam, dreht die Einwanderunggeschichte einfach um. Dabei lässt er Wolf eintauchen in ein vorkemalistisches Sozialgefüge von seltsamen Ehrenkodexen und Gebräuchen. Man redet in Geschichten. Niemals direkt. Wenn man jemanden rügen möchte, erzählt man dem Jungen Wolf eine Geschichte, will aber die anwesende Cousine oder Nachbarin mit der Erzählung treffen.Es ist eine streng regulierte Männerwelt, die Bildung verachtet, auf Körperkräfte setzt und auf Selbstjustiz und Gewalt. Frauen existieren quasi nur als Körperöffnungen. Die Interaktion der Geschlechter wird daher mehr als argwöhnisch beobachtet. Mut und Ehre. Aberglauben und seltsame Rituale. Heimlichkeiten und Anisschnaps. Abschottung. Wer das komplizierte Beziehungsgeflecht unter den Menschen nicht durchschaut, macht leicht einen Fehler und muss mit Blut bezahlen.Dabei muss man nur über die Galatabrücke gehen und fände sich in einem relativ modernen Istanbul wieder!Zaimoglus Sprache ist aus Hauptsätzen geflochten, aus ausufernden Aufzählungen, einzelne Sätze erstrecken sich über eine ganze Seite oder mehr. Sie ist lyrisch, schön, ein seltsamer, harter melodischer Rhythmus, gerne würde man sich das Buch vorlesen lassen, es hat unbestritten Orient im Blut. Doch mit der Zeit wird man müde ob einer gewissen Monotonie.Man muss sich einlesen in eine fremde Kultur, man braucht Geduld. Und bekommt eine Geschichte von Blut und Tränen, Ausgeliefertsein und Demütigungen, Angst und Hass, eine Gesellschaft mit strenger Hierarchie. Und Abdullah Bey ist nicht nur ein liebevolles und strenges Familienoberhaupt, er hat eine gewichtige und gefürchtete Position im Viertel inne. Und Wolf gilt als sein Sohn. Gefahren überall. Selbst unter einstigen Freunden.Als Franz nach vielen Jahren nach Deutschland zurückkehrt, muss Wolf eine letzte Entscheidung treffen: Welche Kultur ist die seine? Welchem Vater und welchem Land fühlt er sich mehr verbunden. Wo möchte er leben? Glücklich der, der eine Wahl hat. Viele haben keine!Der Orient mit seinen Geschichten ist ausschweifend seiner Natur nach, das ist dieser Roman auch, 200 Seiten weniger und die meisten Leser würden ihn mehr mögen. Doch die gewählte Kunstform, die das islamische Umfeld spiegelt, 99 Kapitel, die mit den 99 Namen Allahs überschrieben sind, zwingt die Länge auf.Fazit:Orient pur. Rückständigkeit. Köchelnde Lust, Mord und Totschlag, Aberglaube und Sälbchen aus seltsamen Ingredenzien, Moralkodex, Ehre und Mut.Vorschlag:Esst Nüsse und Rosinen beim Lesen und trinkt ungesüssten Tee!Kategorie: Longlist Deutscher Buchpreis, 2015Verlag: KiWi, 2015
Von G. Schad Hugendubel Landshut am 03.05.2017

Ein Buch wie eine Reise

Mehr Abenteuerurlaub als Pauschalurlaub erwartet Sie! Wohin gehts: In das Istanbul der 30er Jahre und unser Reiseführer ist Wolf, ein deutscher Junge vor den Nazis geflohen und seine einheimische Bande. Vielvölkergemisch, Mythen, starke Frauen, Revoluzzer, eine berauschende Kulisse und vor allem die betörende, gewaltige Sprache Feridun Zaimoglus all inclusive! Noch ein Tipp von mir: Lassen Sie sich Zeit beim Reisen, dann ist der Genuss noch größer, garantiert.