So nett und sympathisch das Personal dieses Kriminalromans ist, so gelingt es ihm doch nicht, zu fesseln. Dafür fehlt es an Tempo und Spannung, an Verwicklungen und Geheimnissen. Dafür ist deutlich zu erkennen, dass hier eine neue Krimireihe gestartet werden soll.
Deren Protagonistin die ehemalige Kommissarin Wencke Dierksen ist. Sie hat einen Hof mit mehreren Alpakas geerbt, den Dienst quittiert und lebt nun, mit nur noch einem dieser Tiere namens Christopher, auf dem platten Land, in einem Dorf, in dem jeder jeden kennt und alle alles über alle wissen. Denkt man zumindest.
So ist auch bekannt, dass Dackel Bootsmann immer gerne Handys klaut. Diesmal hat das von ihm geraubte Mobiltelefon offensichtlich einen Mord gefilmt, dessen Zeuge der Hund wurde. Nur gibt es keine Leiche, somit kein Motiv, keinen Täter, keinen Verdacht. Noch nicht mal sicher ist, ob es überhaupt einen Mord gab.
Wenckes ehemaliger Kollege Theo bittet sie um Hilfe, er steht ziemlich unter Druck, aufgrund irgendeines Vorfalls, an dem wohl auch Wencke nicht ganz unbeteiligt war. Die tieferen Hintergründe bleiben verborgen, sind für die aktuelle Handlung aber auch nicht von Belang.
Auch Wenckes noch nicht oder doch bald Lebensgefährte Hosse, der im Dorf eine Kneipe betreibt, mischt sich immer wieder ungefragt in die Ermittlungen ein. Diese erfreuen jedoch Theos Vorgesetzten wenig, zumal erst ziemlich viel oder fast alles schiefläuft.
Das Ganze ist nett und fröhlich erzählt, entbehrt aber wie gesagt jedwedem Tempo. Viel dreht sich um das Alpaka Christopher, mit dem Wencke gerne längere Gespräche führt und das bei ihr aus und ein geht. Die Gespräche mit den Dorfbewohnern verlaufen im passenden Dialekt, den Wencke für Kollegen Theo und somit dankenswerterweise auch für die Leserin übersetzen muss.
Recht früh ahnt man bei der Lektüre, wo der Hase bzw. der Dackel langläuft, der gegen Ende dann auch noch einmal eine heldenhafte Rolle spielen darf. So macht der Roman zwar einerseits schon Spaß, ist andererseits aber einfach zu seicht, zu simpel. Auch der Schreibstil ist nicht wirklich herausfordernd, dafür aber leichtfüßig und so wird die Geschichte trotz allem nciht langweilig.
Insgesamt ein ganz netter, unterhaltsamer Krimi, eine Fortsetzung brauche ich davon aber eher nicht.
Hedda Anders - Tot überm Weidezaun
rororo, März 2025
Taschenbuch, 254 Seiten, 13,00 €