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Die flüsternden Seelen

Roman

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Taschenbuch
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Vom geheimnisvollen Zauber eines großen Kontinents - ein Euro pro verkauftem Buch für Hilfsprojekt in Afrika.

Vom geheimnisvollen Zauber eines großen Kontinents

Felisberto, ein alter Afrikaner, sitzt am Feuer und erzählt: von der über dreihundert Jahre alten Stammesmutter Samima, die zwar tot ist, aber als lebender Geist bei ihren Nachfahren äußerst gegenwärtig. Oder von dem Weißen Dom Estefano, dessen Diener er war, und von dem Klavier, das verlassen am Hafen stand und eines Nachts von ganz allein zu spielen begann. Henning Mankell erzählt von der magischen Seite des schwarzen Kontinents und vom Ende des Kolonialismus - angesiedelt im Grenzbereich zwischen Traum und Realität, Mythos und politischer Geschichte.

»In starken, schönen Bildern erzählt Mankell von Afrikas Seele, von Revolte und Befreiung.« Tomas Löfström in 'Expressen'

Ein Euro pro verkauftem Buch wird an ein Hilfsprojekt in Afrika gespendet.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
01. November 2014
Sprache
deutsch
Auflage
1. Auflage
Seitenanzahl
253
Reihe
dtv Taschenbücher
Autor/Autorin
Henning Mankell
Übersetzung
Verena Reichel
Verlag/Hersteller
Originalsprache
schwedisch
Produktart
kartoniert
Gewicht
183 g
Größe (L/B/H)
180/106/22 mm
ISBN
9783423215497

Portrait

Henning Mankell

Henning Mankell, geboren 1948 in Härjedalen, war einer der großen schwedischen Gegenwartsautoren, von Lesern rund um die Welt geschätzt. Sein Werk wurde in über vierzig Sprachen übersetzt, es umfasst etwa vierzig Romane und zahlreiche Theaterstücke. Nicht nur sein Werk, sondern auch sein persönliches Engagement stand im Zeichen der Solidarität. Henning Mankell lebte abwechselnd in Schweden und Mosambik, wo er künstlerischer Leiter des Teatro Avenida in Maputo war. Er starb am 5. Oktober 2015 in Göteborg. Seine Taschenbücher erscheinen bei dtv.

Pressestimmen

Die vielen Bilder und Storys, die der schwedische Schriftsteller in seinem langen Leben in Afrika gesammelt hat, funkeln. Astrid Joosten, Brigitte Woman

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LovelyBooks-BewertungVon Wortmagie am 31.05.2022
Das Buch sagt mehr über Henning Mankell aus als über Afrika. Im Jahre 1972 erfüllte sich der schwedische Autor Henning Mankell einen Kindheitstraum: Er reiste nach Afrika. Diese Reise war der Beginn einer tiefen Liebe zu dem Kontinent, in dem Mankell seine spirituelle Heimat fand. Bis zu seinem Tod 2015 lebte er immer wieder zeitweise in Afrika. Er verbrachte Monate oder sogar Jahre am Stück in Mosambik, setzte sich für die Unabhängigkeit ehemaliger afrikanischer Kolonien ein und baute in der Hauptstadt Maputo eine professionelle Theatergruppe auf.Selbstverständlich fand diese Verbundenheit auch Eingang in sein literarisches Schaffen. Bereits sein zweiter Roman "Der Sandmaler"von 1974 zählt zu seinen Afrika-Werken. Über 20 Jahre später veröffentlichte er 1998"Die flüsternden Seelen". In der zusammenhängenden Kurzgeschichtensammlung thematisiert er vor allem Begegnungen zwischen Afrikaner_innen und Europäer_innen sowie die Folgen des Kolonialismus. Ich entschied mich für die Lektüre, weil ich hoffte, mit diesem Buch einen Zugang zu dem in meiner Familie sehr beliebten Henning Mankell zu finden, ohne auf seine populären Krimis um Kurt Wallander angewiesen zu sein.Ein Feuer, irgendwo in der ostafrikanischen Dunkelheit. Das Feuer gehörte einem alten Mann, der Fremden seine Augen anbot und die Hände ausstreckte, um zu geben. Der Mann hieß Felisberto. In dieser Nacht, wie auch in vielen anderen Nächten, erzählte er von seiner Familie. In seine Worte stahl sich das Flüstern des Kontinents. Er berichtete von Samima, die 312 Jahre alt wurde und deren Mal für ihre Nachfahr_innen Glück oder eine Warnung verheißen kann. Sie wacht über sie alle. In dieser Nacht erzählte Felisberto viele Geschichten. Doch jede dieser Geschichten ist letztlich Teil des unendlichen Abenteuers, das uns alle verbindet und das seinen Anfang vielleicht - nur vielleicht - in Afrika nahm: Des Lebens.Ich konnte mit "Die flüsternden Seelen"von Henning Mankell weniger anfangen, als ich erwartet hatte. Natürlich sind die fließenden, ineinander verwobenen Kurzgeschichten zauberhaft geschrieben, magisch aufgeladen und vermitteln ihre tiefere Bedeutung mit einer faszinierenden Simplizität. Das Bild, das Mankell von Afrika zeichnet, ist wunderschön und verführerisch. Doch die Botschaft, die er mit nahezu aggressiver Poetik zu vermitteln versucht, eröffnete mir keinen bahnrechenden Erkenntniszuwachs.Auf mich wirkte sein Ansatz durchschaubar und etwas ausgelutscht, denn alles, was er mir sagen wollte, wusste ich schon: Der Kolonialismus in Afrika war ein Unrecht, das die Seele des Kontinents schwer verwundete und noch immer nachwirkt. Als moderner, sensibilisierter und aufgeklärter Mensch ist es schier unmöglich, Henning Mankell diesbezüglich nicht zuzustimmen. Trotzdem fehlte mir in "Die flüsternden Seelen"die Differenzierung, das Fingerspitzengefühl für die Darstellung kolonialer und postkolonialer Zustände aus europäischer Perspektive.Ungeachtet seiner Liebe für Afrika war Henning Mankell Schwede. Kulturell war er Europäer. Seine Wahrnehmung, sein Blick waren europäisch geprägt. Es gelang ihm nicht, sein Porträt von Afrika frei von diesen Einflüssen zu gestalten. Deshalb ertrinkt jede Seite von "Die flüsternden Seelen"in Idealismus, Romantisierung und Eindimensionalität. Seiner Ansicht nach waren Afrikaner_innen grundsätzlich die besseren Menschen, Punkt."Die flüsternden Seelen"zeigt weder ein Bewusstsein für negative postkoloniale Entwicklungen noch erkennt es die positiven Fortschritte an, die afrikanische Völker in den vergangenen Jahrzehnten hart erkämpften. In seinem Bestreben, europäische Schuld und Verantwortung zu betonen, viktimisierte Mankell den gesamten Kontinent. Die starre Zuschreibung der Opferrolle verneint die Fähigkeit zu Emanzipation und Resilienz. Damit schürte er ungewollt Vorurteile und reproduzierte Narrative, die eher schaden als nutzen.Mich störte vor allem, dass "Die flüsternden Seelen"immer auf ganz Afrika bezogen ist. Henning Mankell benannte in den Geschichten keine Völker, keine Nationen, keine Kulturen. Ich fand das schwierig, weil Europäer_innen ohnehin dazu neigen, zu ignorieren, wie vielschichtig und divers der Kontinent ist. Selbst wenn er andeuten wollte, dass willkürlich gesetzte Grenzen irrelevant sind, schien es, als werfe er alle Afrikaner_innen in einen einzigen großen Topf und übergehe kulturelle Identitäten einfach. Ich empfand das als respektlos - sicher genau das Gegenteil dessen, was er erreichen wollte.Letztendlich ist"Die flüsternden Seelen"demnach kein authentisches Buch über afrikanische Kulturen und Lebensweisen. Es ist die authentische Perspektive eines weißen Europäers auf afrikanische Kulturen und Lebensweisen. Meiner Meinung nach handelt es nicht davon, was Afrika objektiv in der Realität ist, sondern nur davon, was Henning Mankell subjektiv in Afrika sah und fand. Daher kann ich mir gut vorstellen, dass er diese Kurzgeschichtensammlung hauptsächlich für sich selbst schrieb.Sein Anliegen bestand nicht darin, seinen Leser_innen beizubringen, wie Afrika tickt. Er wollte ihnen zeigen, was Afrika ihm persönlich bedeutete, warum er den Kontinent liebte. Obwohl ich das verstehe und spüren konnte, wie erfüllend er diese Verbindung empfand, bewegte er sich damit meines Erachtens auf einem sehr schmalen Grat, den er nicht stolperfrei meisterte. Er hat viel für Afrika und für Mosambik getan. "Die flüsternden Seelen" gehört meiner Einschätzung nach jedoch nicht dazu.Die Kurzgeschichten mögen hübsch und poetisch sein, Liebe und Sehnsucht ausdrücken, doch sie sagen mehr über ihn aus als über Afrika. Möchtet ihr Henning Mankell verstehen, einen Einblick in seine Seele erhalten, könnt ihr es gern mit "Die flüsternden Seelen" versuchen. Verlangt es euch hingegen nach einem Einblick in die Seele Afrikas, seid ihr mit Büchern von afrikanischen Autor_innen wahrscheinlich besser beraten.
LovelyBooks-BewertungVon Buecherspiegel am 12.08.2016
Felisberto sitzt am Feuer als sich ein Zuhörer zu ihm gesellt. Wir stellen uns vor, dass es sich um den Autor handelt, Henning Mankell. Seine Anfangsworte im Buch "Die flüsternden Seelen" besagen, dass er 25 Jahre für das Werk gebraucht hat, und das für etwa 250 Seiten. Er schreibt auch selbst, dass es vielleicht gerade deshalb so kurz geworden ist. Aber diese wenigen Worte reichen aus, um sehr kompakt aus der Sicht der Familie von Felisberto und ihm selbst über die Überheblichkeit des Weißen zu berichten, wie er in die Welt des schwarzen Kontinents eingedrungen ist, um seine Werte, seine Lebensweisen, seinen Glauben regelrecht hinein zu prügeln, um letztendlich doch zu scheitern. Der Weiße, der es nie verstanden hat sich auf diesen Kontinent einzulassen, die Kraft, die von diesem ausgeht und in alle Bereiche des Lebens eindringt. Und wie bei so manchem Machthaber dieses Kontinents einzig die Verderbtheit des Weißen an ihnen hängen geblieben ist.Felisberto versucht die Erfahrungen seiner Familienmitglieder weiterzugeben, auf das sie künftigen Besuchern seiner Welt und auch umgekehrt einen positiven Einfluss nimmt. Von Müttern, Schwestern, Nichten und Neffen, meist in bitterster Armut, manchmal verkrüppelt, Onkeln und Tanten, die ihre Wege suchen aber nicht immer finden. Zu Geistern geworden und doch nicht schlafen können, sich sorgend um ihre Nachkommen kümmernd, und alle stammen sie von Samima, ihrer Stammesmutter, ab. Diese Stammesmutter wird über 300 Jahre alt, um anschließend als Geist zu wirken, oft befragt, manches mal überhört.Die Kapitel sind unterschiedlich lang, greifen aber immer irgendwie ineinander über. Sie überspringen Zeitlinien, kommen zurück zum Ursprung, um im nächsten Moment doch wieder Jahrzehnte später stattzufinden. Und immer wieder schließt sich der Kreis, jeder ist mit jedem irgendwie verwandt oder man traf sich zu anderen Gelegenheiten.Wie unergründlich doch der schwarze Kontinent ist, zeigt vor allem die Geschichte von Dom Estefano und Dona Elvira, die wir bei ihren letzten Tagen in Afrika begleiten. Sie wollen flüchten vor den Befreiern, bevor sie, als ungebetene Gäste, besser noch Herrscher, schlimm bestraft werden könnten. Felisberto ist ihr Diener. In den Sätzen klingt die Verzweiflung Dom Estefanos auf, Felisberto einfach nicht verstehen zu können, ihn und seine Welt. Dass es ihm wohl nie gelingen wird, wird ihm jetzt bewusst, kurz bevor er ihre Welt verlassen will. Mankell erzählt, wie Dom Estefano nach Afrika gekommen ist, seine Frau kennenlernt, ihr Priester Raul verrückt wird und er trotz sein Nichtverständnisses gegenüber der afrikanischen Seele Dom Estefano doch Trost bei einer der "Töchter" Samimas sucht.Felisberto aber wundert sich, wie die Weißen sich so einschränken können, auf Geister, die ihnen doch bei allen Lebenslagen behilflich sein können zu verzichten, ihre Lebensweise bleibt auch ihm und den anderen Verwandten fremd. So wie für Lukas, der sein Glück im angeblichen Paradies, in Europa, sucht und verzweifelt. Wie von Marta, die vergeblich vom Geist Samimas gewarnt wird und durch eine Hinterlassenschaft der Weißen Böses widerfährt. Aber es gibt auch das Gute im vermeintlich nicht vorhandenen Glück, wie das von Peina, die nur den Wunsch verspürt einmal im Leben das Meer zu sehen, um dann glücklich zu sterben. Deshalb macht sie sich auf ihren gelähmten Beinen auf den Weg dorthin.Viele kleine und große Geschichten runden die Erzählung ab, die noch längst kein Ende hat, wie Mankell schreibt, solange die Zeit kein Ende findet.Eine einfühlsame, aus völlig anderen Sichtweisen geschriebenes Buch, die einen eintauchen lässt, in ein anderes Afrika als das, was sonst in den Medien zu finden ist.