Arese, genannt Annis, kennt in ihrem jungen Leben nichts als Leibeigenschaft. Geboren in der Sklaverei, wie schon ihre Mutter scheint ihr Schicksal vorbestimmt. Als erst ihre Mutter und dann auch sie verkauft wird und sich mit den Sklavenhändlern auf eine gefährliche, unbarmherzige Reise zum Sklavenmarkt machen muss, wird deutlich, dass es immer noch schlimmer kommen kann. Doch gleichzeitig weckt, neben all dem Leid, das Annis dabei erfährt, der Schmerz und die Ungerechtigkeit, ungeahnte Kräfte und einen Überlebens- und Freiheitswillen in ihr. Dieser ist eng Verbunden mit der Entdeckung ihrer Vorfahren und deren Geistern, die ihr in Erschöpfungs- und Schmerzträumen immer wieder beginnen zu erscheinen. Wird ihr dieser Befreiungsschlag gegen alle Wahrscheinlichkeit und ihr scheinbar vorbestimmtes Schicksal gelingen? Und zu welchem Preis?So gehn wir denn hinab ist das Porträt einer jungen Frau, die den Weg aus Gewalt, Erniedrigung und Abhängigkeit sucht, obgleich dies fast alles ist, was sie seit ihrer Geburt kennt und eine ebenso erschütternde wie eindringliche Geschichte der Sklaverei mit all ihren Grausamkeiten und Schrecken. Ward gelingt es nachvollziehbar darzustellen, was dies für das einzelne Individuum konkret bedeutet, mit allen beinahe unbeschreiblichen Implikationen für die physische und psychische Existenz eines Menschen. Dies ist schon beim Lesen nicht immer leicht auszuhalten und gerade dies macht die Zeilen umso wichtiger.Ab dem zweiten Drittel des Buchs dominieren sehr stark übernatürliche Phänomene und Geister der Vorfahrinnen Areses, in denen die junge Frau Trost und Hilfe sucht, die Handlung. Auch wenn ich diesen Impuls nachvollziehen kann, war für mich der Raum, den dies in der Geschichte einnimmt zu viel und auch oft verworren. Denn die Beziehung zu den Geistern ist keinesfalls nur positiv, sondern immer wieder und das bis zum Ende durch Ambivalenz geprägt. Da ich selbst keinen Zugang zu derartigen Phänomenen habe, konnte mich leider dieser Aspekt, der weite Teile des Romans prägt, nicht erreichen.Die Sprache ist durchweg sehr poetisch und setzt so einen seltsamen Kontrast zur Härte der dargestellten Grausamkeiten. So gehn wir denn hinab ist ein sprachlich ungewöhnlich sanftes Buch mit umso schmerzhafterem Inhalt. Aufbau, Umsetzung und Sprache kommen für mich jedoch nicht an beispielsweise James von Percival Everett heran. Trotzdem ist die Geschichte um Annis ein wichtiger Roman, der den Schrecken der Sklaverei ein Gesicht gibt!