"...Nachdem sie drei Jahre von der Ranch verbannt gewesen war, um ihren Schulabschluss zu machen, hatte sie ihren Wert als Tochter irgendwo unterhalb der Stiere und oberhalb der Hühner einsortiert..."
Samantha ist aus Boston zurückgekommen, um wieder auf der Ranch ihres Vaters zu leben. Doch ihr Verhältnis zu ihm ist seit dem Tod der Mutter mehr als angespannt, auch wenn es vorher schon gewisse Differenzen gab. Der obige Satz klingt fast zynisch.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Roman geschrieben, der sich im Laufe der Handlung zunehmend zu einem Krimi entwickelt. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet, lässt sich flott lesen und enthält eine Prise feinen Humors.
Aus Anlass ihrer Rückkehr hat ihr Vater, der einer der größten Rinderzüchter der Gegend ist, einen Ball organisiert und eine Menge an jungen Männern eingeladen. Samantha ist sauer, denn Heiraten ist das Letzte, was sie gerade will Bei ihrem Vater hört sich die Entschuldigung so an:
"...Ich habe nie behauptet, dass du das nicht selbst entscheiden dürftest. Ich tue doch im Grund genommen nichts anderes, als die Bullen zusammenzutreiben, damit du sie begutachten und dir den aussuchen kannst, der dir gefällt..."
Während Samantha vor das Haus geht, um sich zu beruhigen, sieht sie einen Mann aus dem Arbeitszimmer ihres Vaters springen. Asher Ellis war auf der Suche nach Dokumenten, die belegen sollten, dass seine Mutter ungerechterweise von ihrem Land vertrieben wurde. Clint, Samanthas jüngerer Bruder, folgt ihm und stützt dabei ins Wasser. Asher muss sich entscheiden, ob er flieht oder den Jungen rettet.
Mir gefällt die Charakterisierung der Protagonisten sehr gut. Samantha iat eine selbstbewusste junge Frau mit viel Empathie und einen hohen Gerechtigkeitsgefühl. Als sie erfährt, dass ihre Freundin von einem Cowboy geschwängert und dann sitzengelassen wurde, reagiert sie nicht nur sauer, sondern sucht auch nach einer Lösung.
"...Eine solche Ungerechtigkeit war unerträglich! Warum sollte eine Frau allein die Folgen einer Sünde tragen, an der ein Mann genauso beteiligt war? Wahrscheinlich war er sogar die treibende Kraft gewesen..."
Das Buch vermittelt, dass der Glaube in dieser Zeit gekonnt im Alltäglichen integriert ist und gelebt wird. Bei Samantha sind die Gedanken und kurzen Gebete kursiv gehalten. Bei Mama Bess, Ashers Mutter, kommt er ab und an zur Sprache.
"...Ich wünsche mir vielleicht die Sicherheit, die eine gut gefüllte Speisekammer mir gibt, aber lerne immer mehr Gott zu vertrauen, dass er uns mit unserem täglichen Brot versorgt..."
Die Geschichte ist für eine Menge an Überraschungen gut. Dazu gehört, dass Samantha lernt, ihren Vater mit neuen Augen zu betrachten. Es ist ihre Tante Regina, die Schwester der Mutter, die ihr klar macht, dass vieles nicht so ist, wie sie glaubt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist humorvoll, emotional dicht, spannend und lebensnah.