Carmen Zita hat einen schweren Verlust erlitten: Ihr Sohn kann noch nicht lange laufen, aber jetzt scheint es so zu sein, als ob sein Entdeckerdrang und der Umstand, dass er mit seinen Eltern an einem See wohnte, Tommy das Leben gekostet hätten. Zum Entsetzen aller bleiben alle Versuche, das Kleinkind wiederzubeleben, ohne Erfolg.Oder ist der Verlust für die Mutter etwa gar nicht so groß? Die sehr junge, zarte, bildhübsche Frau scheint untröstlich - aber irgendetwas stört die ermittelnden Beamten an ihrem Verhalten. Tommy ist mit dem Downsyndrom auf die Welt gekommen, einem Gendefekt, keiner Krankheit. War er Carmen etwa mehr eine Last als dass er Freude gewesen wäre ...? Was ist mit dem Vater, der neben seiner so starken, tapfer wirkenden Frau wie ein Häufchen Elend, und irgendwie wie ein Anhängsel wirkt?Stück für Stück enthüllt sich Kommissar Sejer und dem Leser das Geschehen. Karin Fossum setzt dabei (wie üblich) nicht auf Action, Cliff-Hanger, spektakuläre Wendungen, sondern enthüllt nach und nach den Charakter der Mutter wie des Vaters, und legt damit quasi die Anatomie einer Bezeihung offen - vieler Beziehungen einer Familie, in der nicht jeder gleich stark um den ertrunkenen Jungen trauert. Das geschieht auf vorsichtige, aber eindringliche Weise, so dass der Leser zunehmend irritiert wird. Kein Monster wird da präsentiert, sondern ein "ganz normaler" Mensch, mit "ganz normalen" Beziehungen, der, hätte das Schicksal es anders mit ihm gemeint, vielleicht nie in irgendeiner Weise auffällig geworden wäre, ein "ganz normaler Mensch" mit dennoch zutiefst verstörenden Ansichten und Charakterzügen. Eine glaubhafte Figur ist das - man möchte einer Person wie ihr im wahren Leben nicht in die Quere kommen ...