Vor dem Morgenstern hatte ich am Anfang ein bisschen Respekt. Das Buch hat fast 900 Seiten und mit dem letzten Werk, dass ich von Karl Ove Knausgård gelesen hatte, hatte ich so meine Schwierigkeiten gehabt. Im Juni steckte ich dann in einer Lauseflaute. Deswegen las ich querbeet in alle möglichen Bücher hinein. Keines konnte mich wirklich begeistern- bis ich zum Morgenstern griff. Eher ich mich versah, hatte ich die ersten 100 Seiten verschlungen und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.Der Sommer in Norwegen nähert sich dem Ende, es ist trotzdem noch unglaublich heiß. Da taucht eines Abends ein neuer Stern am Himmel auf. Aus der Sicht von mehreren verschiedenen Personen (u.a. eine Pfarrerin, ein Journalist, eine Krankenschwester) wird das Geschehen kurz vor und nach Auftauchen des Sterns berichtet. Dabei gibt es immer wiederkehrende Muster wie Tiere, die sich merkwürdig verhalten, menschnähnliche, unheimliche Kreaturen, die plötzlich auftauchen, Geistererscheinungen etc. Es entwickelt sich eine relativ bedrohliche Atmosphäre, die allerdings immer wieder aufgelöst wird. Der Tod bzw. der Übergang dorthin spielen eine wichtige Rolle. Am Ende des Romans ist vieles noch offen, lediglich durch einen kurzen Satz wissen wir, dass viel passiert sein muss. Ich fand den Morgenstern hervorragend zu lesen und auch die Geschichte und die Charaktere sehr gut entwickelt. Lediglich das letzte Kapitel (Egils Essay) fand ich zu Beginn ein wenig anstrengend zu lesen, was aber vermutlich so beabsichtigt ist. Ich bin froh, dass ich das Buch nicht gleich bei Erscheinen gelesen habe, denn nun kann ich gleich mit dem zweiten Teil weiterlesen.