Ein sprachgewaltiges, forderndes Buch, das sich jeder Logik entzieht ¿ eine literarische Reise in eine andere Dimension.
Ein Buch wie ein Kindheitssommer - ausschweifend, "sturzoffen" und leuchtend. So kündigt es der Klappentext an, doch was sich zwischen den Seiten verbirgt, ist weit mehr als das. Hasenprosa ist eine Sprachlandschaft, ein akustisches Experiment, eine Reise quer durch Erinnerungen, Zeiten und Räume. Eine Erzählerin zieht aus - warum genau, bleibt in der Schwebe -, nimmt ihre Meilenstiefel und Reisesocken mit und macht sich auf den Weg. Auf der Rückbank: ein Hase. Die Reise führt ins knalldunkle All, in die Vergangenheit, zum Meeresgrund, durch Kindheitserinnerungen und Familiengeschichten. Zwei Großmütter tauchen immer wieder auf, eine hell, eine dunkel, eine heile, eine verletzte. Ein Großvater mit furchigen Händen. Ein Bruder mit seinem Baum. Es geht um Märchen, Träume, Musik, Wissenschaft, Geschichte - Glenn Gould erklingt, Billie Eilish rauscht vorbei, Lionel Messi dribbelt durchs Universum.Doch wer hier eine lineare Erzählung erwartet, wird enttäuscht. Hasenprosa ist weniger ein Roman als ein sprachliches Experiment, das sich jeder klassischen Struktur entzieht. Der Text springt zwischen Assoziationen, Zitaten, Wortspielen und Lautmalereien hin und her, erschafft neue Orte, dreht sich in Schleifen und verflüchtigt sich wieder. Es gibt keinen klaren Plot, aber Motive, die sich durchziehen: die Großmütter, die Erinnerungen an Kindheit, die Gespräche mit dem Hasen, die Suche nach Sprache, nach Bedeutung, nach einem eigenen Klang.Dieses Buch ist herausfordernd. Vieles bleibt rätselhaft, manches erschließt sich erst beim lauten Lesen, manches vielleicht nie. Wissenschaftliche Anspielungen, literarische und popkulturelle Referenzen tauchen auf und verschwinden wieder, ohne dass immer alles erklärt wird. Wer sich darauf einlässt, wird mit einer einzigartigen Sprachexplosion belohnt - voller Rhythmus, Poesie, Witz und Sinnlichkeit.Für mich war Hasenprosa eine anspruchsvolle, aber faszinierende Lektüre. Ich musste viele Abschnitte mehrmals lesen, um den Klang und die Struktur zu erfassen. Gleichzeitig hat mich das Buch mitgerissen, denn ich mag Texte, die sich nicht sofort erschließen, sondern etwas von mir fordern. Wer literarische Experimente liebt, für den ist dieses Buch eine Entdeckung. Eine Leseempfehlung für alle, die Lust auf sprachliche Abenteuer haben!