Das Buch "Von Flüchtling zum Spion" von Marty Karbassion ist eine flüssig geschriebene Biographie über den iranischen Vater, der nach Deutschland flüchtet und Ende der 80er Jahre spurlos verschwindet. Allerdings sind die Lebensereignisse teilweise zu detailliert beschrieben und die wesentlichen Wendepunkte des Lebens nicht deutlich herausgearbeitet.Marty Karbassion zeichnet den Weg seines Vaters vom Jungen im Iran bis hin zum Autoschieber in West-Berlin nach.Der erste Teil beschäftigt sich mit dem Leben im Iran, der Familie und der ersten großen Liebe. Die Ereignisse sind so detailliert beschrieben als wäre der Autor selbst dabei gewesen. Im zweiten Teil ist der Vater in West-Berlin - über die Flucht vom Iran über die Türkei nach Deutschland erfährt man leider sehr wenig - und geht dort eher kriminellen Aktivitäten denn einer geregelten, legalen Arbeit nach, um den Lebensunterhalt für sich und die wachsende Familie mit Frau und drei Kindern zu verdienen.Das Buch ist flüssig geschrieben und lässt sich dadurch gut lesen. Mich persönlich haben aber folgende Punkte gestört:- die Handlung verliert sich in kleinteiligen Aktivitäten, so dass der große Handlungsstrang verloren geht- die Beziehung zur Familie in West-Berlin bleibt diffus, die Frau/Mutter hat keine Perspektive und Rolle in der Biographie. Diese hätte ich wichtig gefunden, um ein "rundes" Bild der Person zu erhalten. Hingegen wird das Zusammensein mit den Kumpels bis in die kleinste Ecke beschrieben.- die Tätigkeit für die Staatssicherheit wird fast nur am Rande bzw. am Ende gestreift. Hier hätte ich mir mehr Hintergrundinformationen gewünscht.- der Vater und seine Kumpel sind im permanenten emotionalen Ausnahmezustand. Der Wechsel zwischen Wut, Traurigkeit, Aggression und dem Kumpeltum, Überschwang und Freude ist atemberaubend und in wenigen Sekunden oder Minuten vollzogen. Das fand ich nicht glaubwürdig und anstrengend zu lesen.Trotz der Schwächen ist hervorzuheben, dass hinter der Biographie über 20 Jahre Recherche des Autors stecken, der seinen Vater eigentlich nur als kleiner Junge erlebt hat und sich auf Tagebuchaufzeichnungen und Berichte von ehemaligen Freunden verlassen musste.