Nicht zeitlos - trotzdem auch heute noch lesenswert
Bei "Erinnerung des Herzens" handelt es sich um einen älteren, aber immer wieder neu aufgelegten Roman von Nora Roberts; vielleicht könnte man sogar von einem "Klassiker" sprechen. Zeitlos ist er nicht, denn die Achtziger, in denen man sich in Buch, Film und Serie sehr für das Leben der Superreichen, Superberühmten und Superbösen interessierte, haben dieser Geschichte ihren Stempel aufgedrückt.Abgesehen von Kassetten, schnurlosen Telefonen und Schlagzeilen in gedruckten Magazinen ist die Erzählart auch geprägt von Staunen und Erregung angesichts des ausschweifenden Lebensstils mancher Protagonisten und des selbstverständlichen Luxus, der allgegenwärtig ist. Lesbar und spannend ist der Roman trotzdem, spannend vor allem im letzten Drittel, wenn der Gesellschaftsroman mehr und mehr zu einem Krimi wird.Auf den dreihundert Seiten vorher "braut sich was zusammen", man ahnt schon, dass es (abgesehen von der Lovestory) böse endet. So gut wie jeder, der in Eve Benedicts Biografie vorkommen soll, hätte Grund genug, dies verhindern zu wollen. Und fast jeder versucht es, auf seine Weise. Bis zum Mord geht nur eine Person - man fragt sich bis kurz vor Schluss, welche. Wenn man es dann weiß, erscheint es einem doch wie eine recht willkürliche Konstruktion der Autorin.Die Elemente Liebe, Spannung und Gesellschaftsdrama vermischt Roberts nicht immer stilsicher; die Sexszenen wirken in ihrer schwülstig-schwärmerischen Art eher deplatziert (in einer Erotik-Romanze wären sie besser aufgehoben gewesen), die Spannung kommt nur schubweise, vor allem gegen Ende, und für ein Sittengemälde fehlen dann doch noch ein paar Farben. Aber wie gesagt, der Roman liest sich gut und hat seine großen Momente. Für Roberts-Fans sicherlich ordentlicher Stoff.