Rezension: "Tiefer Fjord" von Ruth LillegravenLeider konnte mich Tiefer Fjord von Ruth Lillegraven überhaupt nicht überzeugen. Von Anfang an fiel es mir schwer, Zugang zur Geschichte zu finden, was vor allem am Schreibstil lag. Dieser wirkte auf mich sehr plump und einfach gehalten, wodurch jegliche Tiefe, Atmosphäre und emotionale Verbindung zu den Charakteren verloren ging.Ein eigentlich interessantes stilistisches Mittel - die wechselnde "Ich-Erzählung" verschiedener Charaktere - wurde hier leider nicht gut umgesetzt. Statt den Figuren eine eigene Stimme und Persönlichkeit zu geben, klangen alle gleich. Egal ob junges Mädchen oder alter Mann, skrupelloser Mörder oder fürsorglicher Familienvater - durch den eintönigen Stil fehlte es an Individualität und Authentizität.Ein weiteres großes Problem war der Spannungsbogen - oder besser gesagt: der fehlende Spannungsbogen. Über die gesamten 396 Seiten gab es keinen einzigen wirklichen Höhepunkt. Die Handlung plätscherte einfach dahin, ohne dass echte Spannung oder Dramatik aufkam.Besonders enttäuschend fand ich den Umgang mit den eigentlich wichtigen Themen des Buches: Kindesmissbrauch und Rassismus. Diese Themen wurden bestenfalls angerissen, aber nie wirklich tiefgehend behandelt. Gerade Kindesmissbrauch, das zentrale Thema des Romans, blieb erschreckend oberflächlich. Stattdessen drehte sich die Geschichte hauptsächlich um das (Nicht-)Zusammenleben zweier Charaktere, die ebenfalls nur flach gezeichnet wurden. Zusätzlich gab es noch Nebenfiguren und Erzählstränge, die letztlich keinen Mehrwert für die Geschichte hatten und lediglich die Seiten füllten.Alles in allem war Tiefer Fjord für mich eine große Enttäuschung. Ich hatte mir viel mehr erhofft, habe mich jedoch durch das Buch gequält und kann daher nicht mehr als 1 von 5 Sternen vergeben.