Die Ausgangssituation von Sarah Pearses "Das Sanatorium " hätte Potenzial für einen außergewöhnlichen Thriller geboten: Ein abgeschiedenes, luxuriöses Hotel in den verschneiten Schweizer Alpen, ein Ort, der von seiner düsteren Vergangenheit als Sanatorium geprägt ist, und eine klaustrophobische Atmosphäre, die förmlich nach Spannung schreit. Doch leider schöpft der Roman dieses Potenzial kaum aus.Ein zentrales Problem ist die Protagonistin, Elin Warner. Wie so oft in diesem Genre ist die Ermittlerin schwer traumatisiert und mit ihren persönlichen Dämonen beschäftigt. Dieser Archetyp der belasteten Ermittlerfigur wirkt hier nicht nur abgedroschen, sondern geradezu überstrapaziert. Elins emotionale Zerrissenheit wird so penetrant ins Zentrum gerückt, dass sie die eigentliche Handlung zu überwuchern scheint. Statt einer fokussierten Ermittlung erleben wir hier eine Figur, die in ihrem eigenen Leid gefangen ist, was schnell ermüdend wirkt. Wieso kann eine Ermittlerin nicht einfach einmal kompetent und unbeschwert ihre Arbeit tun?Auch die Handlung erweist sich als problematisch. Statt Spannung durch feinsinniges Erzählen und psychologische Tiefe aufzubauen, setzt Pearse auf Brutalität und eine schier endlose Abfolge von Wendungen, die zunehmend überzogen und konstruiert wirken. Dieses ständige "Mehr ist mehr" - blutiger, dramatischer, überraschender - sorgt letztlich dafür, dass die Geschichte ihre Glaubwürdigkeit verliert. Die Atmosphäre, so gelungen sie anfänglich erscheint, wird durch diese Überfrachtung nach und nach unterminiert.