Ein Buch, das Mut macht, sich gegenseitig zu sehen, statt zu übersehen, Zerbrechlichkeit zuzulassen und Grenzen zu setzen. Großartig!
"Glaskind" ist ein ganz besonderes Buch. Nicht nur durch die Thematik, die es aufgreift, sondern vor allem durch die Art und Wiese, wie es sie durchdringt.Mit leisen Tönen gelingt es der Autorin, die Tragik, aber auch die Liebe in der Situation einer Familie zu spüren, die ein Kind mit besonderen Bedürfnissen hat. Eine Grundsituation, die an die Grenzen bringt und oft weit darüber hinaus.Die Geschichte psychologisiert und moralisiert nicht, sondern gibt Raum, malt nicht schwarz-weiß, sondern kommt mit allen Farben des Lebens daher.Sie macht aufmerksam auf die unmögliche Situation der Glaskinder, die nicht gesehen werden, die immer stark sind und doch so zerbrechlich. Sie wird aber auch den anderen Familienmitgliedern gerecht. Nachdem Protagonistin Maya ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen sieht und ebensolche zieht, wird sie gesehen. Aber sie fängt auch an, andere zu sehen. Die alten Rollen brechen auf und Begegnung wird möglich. Alle sind überfordert, aber das haben sie gemein. Und daraus erwächst gegenseitige Hilfe, die Möglichkeit, an einem Strang zu ziehen.Ein Buch, das Mut macht, sich gegenseitig zu sehen, statt zu übersehen, Zerbrechlichkeit zuzulassen und Grenzen zu setzen, wenn es nicht mehr geht.Sprachlich einfühlsam erzählt, hat die Geschichte einen Rhythmus, der einen mitnimmt in die Erlebenswelt eines Glaskindes und die Neuentdeckung ihres Lebens jenseits der alten Rolle.Ein großartiges Buch zu einem wichtigen Thema.