Die kleine Insel San Miguel vor der kalifornischen Küste wird in T.C.Boyles Roman der Lebensmittelpunkt für drei sehr unterschiedliche Frauen, die versuchen, ihr Glück zu finden.
Der Roman beginnt 1888, als der Bürgerkriegsveteran Will Waters seine schwer kranke Frau Marantha auf die Insel bringt. Ihr letztes Geld haben die Waters in das karge Eiland gesteckt, auf dem Will Schafe züchten und endlich zu Erfolg kommen möchte. Aber Marantha ist für das harte und einsame Leben auf der Insel nicht gemacht und auch wenn sie sich bemüht, ihre Gesundheit macht ihr einen Strich durch die Rechnung. Auch ihre Adoptivtochter Edith leidet unter der Langeweile der Insel und beginnt einen intensiven Flirt mit einem der Schafzüchter, standesgemäßer Umgang ist der rebellischen Tochter egal. Zudem macht ihr Mann dem Hausmädchen schöne Augen. Als die Familie Schafen, Schimmel und rauhem Klima endlich den Rücken kehren, ist es für Marantha zu spät. Ihre Tochter Edith wird von Will zurück auf die Insel gebracht und leidet schrecklich unter der Einsamkeit und fehlenden Möglichkeiten. Mit der Schule und irgendeiner Form von Ausbildung und gesellschaftlicher Unterhaltung ist es vorbei.
"Barsche Worte von ihrem Stiefvater, Anordnungen: Nein, sie würde nicht auf dem Schlitten hinauffahren, sondern zu Fuß gehen - und dabei eine Traglast nehmen. Und dann das Haus, von dem die Farbe fast ganz verschwunden war, und sein Geruch nach kaltem Fett und noch kälterer Asche, fünf Uhr nachmittags und beinahe schon dunkel, und ihr Stiefvater, der sie am Arm packte und in Richtung Küche stieß. "Da sind die Vorräte", sagte er, "und da ist der Herd." (S.213)
Sie ergreift die einzige Chance, die sich ihr bietet, um dem tyrannischen Vater zu entfliehen. Aber San Miguel ist nicht nur ein Ort der Einsamkeit. Jahre später, in den 1920er Jahren, verfallen Herbie und seine Frau Elise, die mit 1000 Büchern die Insel betritt, dem rauhen Charme der Landschaft. Herbie ist Kriegsveteran und Elise hat früher in einer Bibliothek gearbeitet. Die Presse feiert sie dafür, dass sie als rüstige Pionierfamilie ihre Töchter in der Weltwirtschaftskrise einfach und im Einklang mit der Natur großziehen.
Boyle gelingt es meisterhaft, die Geschichten von drei Frauengenerationen zu erzählen, die alle auf San Miguel stranden und sich doch etwas ganz anderes erhofft hatten. Sie bleiben, weil ihre Männer und Väter es wollen und weil sie keine anderen Möglichkeiten haben. Gerade die Episode um Edith fand ich unglaublich deprimierend und auch schrecklich zu lesen. Ihr gelingt die Flucht von San Miguel, aber der Preis ist hoch. Zum Glück ist der Tonfall in der Geschichte von Elise und Herbie etwas leichter, aber auch hier trügt der Schein. Nicht umsonst liest Edith am liebsten Sturmhöhe, wenn sie einsam auf der Veranda sitzt. Auch wenn es keine so tragische Liebesgeschichte ist, die Boyle skizziert, wird deutlich, dass keine der Frauen auf Dauer auf dieser Insel glücklich sein kann. Ob das nun an ihren Männern oder der rauhen Natur liegt, steht auf einem anderen Blatt.