"Der Totenzeichner" war mein erstes Buch von Veit Etzold. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob noch ein weiters dazu kommen wird.Ein äußerst brutal vorgehender Serienkiller hat vor 10 Jahren in den USA, genauer gesagt in Los Angeles, gewütet, konnte aber nie gefasst werden. Nachdem er lange Zeit wie vom Erdboden verschluckt schien, scheint er nun in Berlin wieder aufgetaucht zu sein. Zumindest lassen Morde, die genau die gleichen Merkmale aufweisen wie es bei denen 10 Jahre zuvor der Fall war, diesen Schluss zu.Charakteristisch für die Morde sind unter anderem Zeichen, die der Täter, in die Haut eingeritzt, bei seinen Opfern hinterlässt. Daher auch der Spitzname "Totenzeichner".Persönlich fand ich, dass die Geschichte eigentlich Potenzial für einen wirklich spannenden Fall hat. Unaufgeklärte Morde, bei denen der Täter viele Jahre später wieder auftaucht, sind in Krimis und Thrillern ja keine Seltenheit und führen oft zu spannenden Geschichten mit vielen unerwarteten Wendungen. Das war hier meiner Meinung nach nicht der Fall, ist aber sicher auch ein Stückweit Geschmackssache. Ich finde es immer ein wenig "schade" wenn der Täter am Ende eine, gefühlt, x-beliebige Person ist, die mit der eigentlichen Handlung wenig zu tun hat. Zumal das für den Leser wenig Spielraum zum "mitraten" lässt. Am Ende war es einfach "irgendjemand" der austauschbar für die Handlung des Buches ist. Das ist aber, wie gesagt, sicher eher Geschmackssache und muss auch nichts schlechtes sein und ist sicher nicht der Grund für meine eher schlechte Bewertung.Was ich leider wirklich als anstrengend und ab einem gewissen Punkt auch nervig empfunden habe ist, dass das Buch gefühlt zu einem sehr großen Teil aus Erzählungen und Erklärungen besteht, die mit dem Fall und somit der eigentlichen Handlung nicht wirklich etwas zu tun haben. Da waren doch einige Kapitel dabei, bei denen man eher den Eindruck hat, dass der Autor sein unbestritten großes Wissen zu einigen Themen unterbringen will, als dass sie für die Handlung des Buches wirklich Relevanz gehabt hätten. Ich meine damit z.B. die seitenlangen Ausführungen zu Kannibalismus, den Besuch im Tattoo-Studio bei dem es mehrere Seiten um absurdesten Körperschmuck ging, usw.Das ist sicher teilweise interessant zu lesen gewesen und natürlich ist es auch richtig, dass Ermittler auch mal Sachen sagen und Spuren verfolgen sollen, die nichts mit der Lösung des Falles zu tun haben. Alles andere wäre unrealistisch und auch zu "glatt". Allerdings hat es hier die Fülle und auch die Art und Weise gemacht. Teilweise hatte man eher den Eindruck aneinandergereihte Wikipedia-Einträge zu lesen, als dass wirklich die Geschichte vorangetrieben wurde. Zudem hatte ich das Gefühl, dass für die Kapitel, welche mit der eigentlichen Handlung nichts zu tun hatte, deutlich mehr Energie aufgewandt wurde, als das bei der eigentlichen Geschichte war, die an manchen Stellen nicht komplett ausgearbeitet und auch nicht immer zu 100% schlüssig wirkte.Was ich zudem ziemlich unnötig empfunden habe war die Sache mit den "linken Steinewerfern", die Opfer des Mörders wurden.Zum einen hatte auch das für die eigentliche Geschichte eigentlich nur den Effekt die "Grausamkeit" des Täters nochmal möglichst wirksam darzustellen, zum anderen fand ich es auch nicht komplett logisch. Gegen Ende des Buches wurde nochmals explizit seitens der Ermittler erwähnt, dass der Mörder durchaus moralische Werte verfolgt und sich nie an schwächeren vergreift.. naja, er hat aber zu Beginn des Buches (was in Realzeit, ca zwei oder drei Tage gewesen sein dürfte bevor die Ermittler zu diesem Schluss kamen) drei eigentlich recht harmlose und definitiv schwächere Personen mal nebenbei abgeschlachtet..Zudem ist mir persönlich sauer (muss ich so sagen) aufgestoßen, wie die diese Personen dargestellt wurden. Alle Personen, die sich in diesem Umfeld bewegt haben waren unterm Strich linke, dumme, zahnlose, ungepflegt und alkohol- und drogenabhängige Steinewerfer. Ich weiß nicht, ob das das persönliche Bild des Autors über den "schwarzen Block" bei Demos, die Antifa oder ähnliches ist, das fand ich aber doch reichlich befremdlich.Auch das Ende und wie der Fall aufgelöst wurde war mir persönlich ein wenig zu dürftig. Klar, wird das in der Realität auch oft so sein, aber unterm Strich hatten die Ermittler gefühlte 300 Seiten keinen Plan und haben dann mehr durch Zufall innerhalb kürzester Zeit alles rausbekommen. Ich hätte mir da ein bisschen mehr intensivere Ermittlungsarbeit mit unerwarteten Wendungen gewünscht. Aber auch das fällt natürlich mehr unter "Geschmackssache". Alles in allem ist das Buch nicht langweilig. Ich habe zwar ab nem gewissen Punkt angefangen ein paar der eher nicht so relevanten Monologe nur noch zu überfliegen, aber ich wollte schon auch wissen wer es war und wie die Sache ausgeht. Dennoch.. mir wars deutlich zu viel belangloses, mir wars zu viel "ich will zeigen wie viel Nischenwissen ich habe" und der Fall und das Ende waren nicht unbedingt meins.