Im Folgenden eine Rezenion aus dem INFO-Blatt für den Gartenbau in Mecklenburg-Vorpommern 01-2019 von Dr. Rolf Hornig (mit freundlicher Genehmigung)
Der Nestor des deutschen Wildobstanbaus, Hans-Joachim Albrecht, hat kürzlich das Buch Wildes Obst, Seltene Arten für den Garten vorgelegt. Es richtet sich in erster Linie an interessierte Hobbygärtner und dank seiner edlen Aufmachung ganz generell an Liebhaber kostbarer Bücher. Sie alle werden ihre reine Freude an diesem besonderen Buch haben. Der Autor war fast vierzig Jahre im Volkseigenen Betrieb (VEB) Baumschule in Berlin-Baumschulenweg (vormals Baumschulen L. Späth) tätig. Er baute dort eine Zuchtstation für Gehölze auf, die er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 1997 leitete. Wildobst hat Hans-Joachim Albrecht sein ganzes Berufsleben begleitet und auch im inzwischen langen Ruhestand ließ ihn dieses Thema nie los.
Nach einer kurzen allgemeinen Einführung mit den Kapitelüberschriften Wiederentdeckte und neue Wildobst-Arten , Gesunde Inhaltsstoffe , Wildobst verbindet Nützliches mit Schönem Gartengestaltung mit Wildobst , Naschen und Verarbeiten und Klima und Ökologie werden in der Folge Wildobstarten von A wie Actinidia bis Z wie Ziziphus in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt. Die Text- und Bildgestaltung ist dabei überaus gelungen. Sie macht Wildes Obst geradezu zu einem ästhetischen Erlebnis. Liegt das aufgeschlagene Buch vor seinem Leser und Betrachter, findet er auf der linken Buchseite jeweils Nachdrucke meist historischer Zeichnungen als Artporträt und auf der rechten Buchseite, in einem zweispaltigen Text in ansprechender Schriftart, kurze Erläuterungen über die Pflanze, ihre Früchte sowie Empfehlungen zu für den Garten geeigneten Sorten der hier vorgestellten insgesamt 38 Arten. Das Buch gibt so einen umfassenden Überblick über die Vielfalt und den Artenreichtum des Wildobstes. Der Leser findet viele bekannte Arten wie z. B. die gerade populäre Aronia, die als Klimawandelbaum in den Fokus gerückte Carya oder auch die äußerst seltene Xanthoceras. Das Buch ist aber ausdrücklich keine Kulturanleitung oder gar ein Sortenhandbuch. Es richtet vielmehr den Blick des Lesers auf interessantes oder neu zu entdeckendes Wildobst und gibt ihm damit Inspiration für den nächsten Einkauf in Gärtnerei, Baumschule oder Onlineshop. Es schließt mit Übersichtstabellen zu Reife- und Erntezeiten, einer Zusammenstellung von als Naschobst geeigneten Wildobstarten sowie einer nutzwertigen Zusammenstellung möglicher Bezugsquellen der vorgestellten Wildobstarten. Als Quellen nutzt der Autor bis auf ganze wenige Ausnahmen ausschließlich deutschsprachiges Schriftentum. Ein dezent geriffelter Buchdeckel, qualitativ hochwertiges Papier und ein grünes Lesebändchen machen dieses aufwendig gefertigte Buch auch zu einem haptischen Erlebnis. Bibliophilen Menschen beweist es, wie überlegen das gute alte gedruckte Buch dem seelenlosen E-Book ist. So wünscht man diesem im Wortsinn einfach schönen Buch möglichst viele Leser und verneigt sich zugleich vor der Lebensleistung seines Autors.