Buchinhalt:
37 Erinnerungsstücke aus dem Zweiten Weltkrieg erzählen die Schicksale ihrer Besitzer, deren Eltern und Großeltern. Dabei kommen neben ganz normalen Allerweltsmenschen auch Prominente und ehemalige Politiker zu Wort. Warum hängt ein Herz an scheinbar unspektakulären Gegenständen und wie können diese dazu beitragen, die Kriegsgeneration besser zu verstehen?
Persönlicher Eindruck:
Das Buch und die Geschichten darin haben mich sehr bewegt es sind die Lebensgeschichten unserer Eltern und Großeltern, zweier Generationen die im Zweiten Weltkrieg bereits erwachsen und die andere noch Kind war Schicksale zwischen Vertreibung, Not und Lebensgefahr, aber auch Zeugnis von durchaus schöner, unbeschwerter Kindheit, verlorener Heimat und Neuanfang.
Aufhänger für jede einzelne Geschichte ist ein Gegenstand, an dem das Herz seines heutigen oder des damaligen Besitzers hängt: das kann eine Suppenkelle sein, ein zerschlissener Teddybär, der Mantel des Vaters oder ein altes Buttermesser. Die Gegenstände geben zusammen mit den Erinnerungen der jeweiligen Personen Einblick in das dunkelste Kapitel deutscher und internationaler Geschichte, von Nächten im Luftschutzkeller, Feuersturm und dem Kampf ums nackte Überleben, von Kinderlandverschickung und den Erinnerung an liebe, verlorene Menschen.
Wie können Erinnerungsstücke helfen, unsere Eltern besser zu verstehen? Viele, die den Krieg erlebt haben, sprachen oder sprechen bis heute nicht darüber, behalten das Erlebte in sich verschlossen um alte Wunden nicht wieder neu aufzureißen. Die 37 Personen in diesem Buch allerdings sprechen darüber lassen den Leser teilhaben an verschütteten Gefühlen und dem Grauen, das sie erlebt haben und zeigen: einzelne Gegenstände, und seien sie noch so belanglos für andere, sind machtvolle Erinnerungsgeber.
Die Personen, die hier erzählen, wurden vom Autorenehepaar ausgewählt aus unbekannten Allerweltsmenschen aber auch aus der Prominenz. So geben sich neben mir unbekannten Namen auch bekannte wie Hanna Schygulla, Marie-Luise Marjan, Paul Maar oder FDP-Urgestein Gerhard Baum die Klinke in die Hand.
Das Buch ist optisch sehr hochwertig gestaltet, das Layout ansprechend und es ist reichlich mit Originalfotos versehen. Jedes Kapitel beginnt mit dem Erinnerungsstück und jede Person erzählt biografisch, welche Erinnerungen sie mit dem Gegenstand bis heute verbindet.
Insgesamt hat mich die Sammlung sehr angesprochen. Es ist beileibe kein Buch für zwischendurch, es ist ein packendes, oftmals beklemmendes Zeitzeugnis, das dem heutigen Leser die Gedanken, Gefühle, den Alltag und die Nöte der Menschen zur Zeit des Zweiten Weltkrieges nahe bringt. Die Erzählungen beschönigen nichts und sind dabei gnadenlos offen.
Die Lektüre ist Anlass, auch die Erzählungen der eigenen Eltern und Großeltern wertzuschätzen, denn Erinnerungsstücke wie diese finden sich wohl in jeder Familie.
Eine Leseempfehlung für alle, die die Kriegszeit und die Menschen darin besser verstehen wollen.