Vorab muss ich erwähnen, dass ich eher negativ zu den Büchern der Autorin eingestellt bin. Ich habe fast jedes ihrer Bücher gelesen, fand bis dato allerdings nur Maybe Someday gut. Die restlichen, von mir gelesenen Werke nahm ich als oberflächlich und stumpf wahr. Die Männer waren mir zu weich und rückgratlos und das "schwerere Päckchen", dass irgendwann auftauchte - meist ohne wirklichen Kontext oder tieferen Sinn - war stets zu oberflächlich, zu gewollt. Aber der Schreibstil, der hat mir immer ganz gut gefallen. Meistens bin ich nur so durch die Bücher geflogen und habe dadurch die ein oder andere Leseflaute überstanden. So weit, so gut. Allerdings habe ich seit langem kein CoHo Buch mehr gelesen. Und das hat sich hier leider bemerkbar gemacht: Immerhin wusste ich von Beginn an, was das "schwere Päckchen" der Story ist und dass es nicht einfach lieblos irgendwann kurz erwähnt wird, damit man nochmal etwas Drama in die Story packen und künstlich ein paar Tränen provozieren kann. Trotzdem hatte ich wieder die gleichen Probleme: weder die Charaktere noch ihre tiefergehenden Bindung konnten mich überzeugen. Statt tiefer Gefühle bekommt man sexuelle Anziehung - was ich gerade bei so einem emotionalen Thema unpassend finde. Dass es sich bei dem sexuell attraktiven Love Interest (Ledger) dann auch noch um den besten Freund ihres verstorbenen Freundes handelt, hat das Ganze nur noch schlimmer gemacht. Denn Gewissensbisse oder gar moralische Konflikte sind absolute Fremdwörter für die beiden Protagonisten. Es wird nicht ein Gedanke daran verschwendet, wie verwerflich das ist - schließlich war Scotty wie ein Bruder für Ledger und Keenas langjähriger Freund. Stattdessen machen sich die Beiden nur Gedanken darüber, wie das nach außen hin wirken kann. Aber hey, wenn nicht darüber, worüber soll man sich denn noch Gedanken machen...? Das Ganze führt dann leider nur dazu, dass nicht nur die aufkommenden "Gefühle" von Keena und Ledger ins Lächerliche gezogen werden, sondern zusätzlich das komplette Thema rund um Tod und Verlust und der Frage nach Schuld und Vergebung. Hinzu kommt, dass CoHo einerseits versucht, das Bild einer trauernden, missverstandenen Freundin zu übermitteln, die immer noch mit dem Tod ihres Freundes zu kämpfen hat und andererseits schaltet Keena beim kleinsten sexuellen Funken ihren Verstand komplett aus. Die Briefe, die sie Scotty schreibt, haben mich leider auch nicht emotionaler stimmen können und haben eher gewollt und überzogen gewirkt.Ihren Willen, ihre Tochter wiederzusehen, fand ich nachvollziehbar. Stellenweise hätte ich mir aber ihrerseits gewünscht, dass sie die Bedürfnisse ihrer Tochter öfter mal an erste Stelle stellt. Ständig hat sie davon geredet, ihre Tochter wiederzusehen, weil sie ja ihre Mutter ist, aber ob das überhaupt das Beste für ihre Tochter ist, darüber hat sie nicht nachgedacht - und das hat nicht wirklich von Reife und Stärke gezeugt. Da ich ohnehin der Meinung bin, dass alleine die biologische Zeugung dir keinerlei Rechte einräumt, fand ich auch die Entwicklung zwischen ihr und ihrer Tochter unrealistisch und überdramatisiert. Aber auch Ledger konnte ich nicht wirklich großes Verständnis und auch keine wirkliche Sympathie entgegenbringen. Sein bester Freund war wie ein Bruder für ihn und dennoch hatte er keinerlei Probleme, mit seiner (Ex)Freundin zusammen zu kommen. Seine einzigen Zweifel, sich auf sie einzulassen, rührten daher, dass sie nach seinem Ableben so kaltherzig wirkte. Aber die wurden dann auch ganz schnell beseitigt, weil sie ja so wunderschön und tieftraurig ist, dass die ganze Welt sie missverstanden haben muss. Lächerlich. Wirklich. Er hat jahrelang die Tochter seines Freundes aufgezogen - dass er hier auch in eine Art Vaterersatz gedrängt wurde, wurde leider auch nicht thematisiert, dabei wäre das ein Aspekt gewesen, der dem Buch etwas Tiefe verliehen hätte -, stand zu ihr wie ein Vater, aber wenn die bildhübsche Mutter auf der Bildfläche erscheint, ist es wohl doch nur das einzig Richtige, sie mit ihrer Tochter zu vereinen. Sätze wie "Ihr Gesicht ist ein wahres Kunstwerk. Ich wünschte, es würde als Bild in irgendeinem Museum oder so hängen damit ich dastehen und es anstarren kann, solange ich will", S.26 haben alles nur schlimmer gemacht und mich innerlich zusammenzucken lassen. Das ist nicht süß, das ist einfach nur gruselig. Als dann im letzten Abschnitt des Buches erläutert wurde, warum Scottys Eltern und auch Leger Keena so lange gehasst haben, konnte ich nicht anders und musste meine Augen verdrehen. Bei so einem Thema mehr als unpassend. Aber es ging keinem darum, dass sie den Unfall verursacht hat und damit jemanden getötet hat, sondern nur, dass sie danach so wirkte, als wäre ihr das Ganze egal. Ähm hallo?! Sie war dennoch diejenige, die sich nicht verantwortungsbewusst verhalten und damit den Unfall verschuldet hat. Aber das scheint für die Eltern, deren Sohn gestorben ist, nicht der Rede wert zu sein. Gut, dann lassen wir das Thema mal auf sich beruhen...Lange Gram gegenüber einer Person zu hegen, ist alles andere als gesund, dennoch ist das Verhalten der Eltern hier absolut nachvollziehbar - die beschriebenen Hintergründe zwar weniger, aber gut. Als die Eltern dann wirklich kurz vor Schluss nochmal eine 180 Grad Wende machen - aus dem nichts wohlgemerkt - damit dann noch das erzwungene Happy End eingeleitet werden kann, hätte ich das Buch an die Wand klatschen können. In meinen Augen war das mehr als unpassend und hat der Story auch den letzten Funken Glaubwürdigkeit geraubt. Denn von, "Ich will die Frau nicht auf unserem Grundstück haben und verpasse ihr eine einstweilige Verfügung damit sie uns in Ruhe lässt" zu "Wir sind alle eine große glückliche Familie" waren es vielleicht 5 Seiten. Großzügig gezählt. Und dann kam der Epilog und hat das Buch genauso klischeehaft und kitschig beendet, wie befürchtet. Aber gut, jetzt bin ich definitiv schlauer, und lasse von nun an die Finger von neuen Büchern der Autorin.