Zur Annäherung an die unbewussten Vorgänge im Patienten oder in der Patientin bedarf es einer Haltung gleichschwebender Aufmerksamkeit, der Fähigkeit, mit der Übertragung und Gegenübertragung zu arbeiten und die intersubjektiven Prozesse in der therapeutischen Beziehung zu erfassen und mitzugestalten. Besondere Beachtung misst Günter Gödde der Unterscheidung zwischen einem »vertikalen« und einem »horizontalen« oder »resonanten« Unbewussten bei. Das Zusammenspiel zwischen dem vertikalen und dem horizontalen Modell kann für ein neues Verständnis des Theorie-Praxis-Verhältnisses in der psychodynamischen Psychotherapie nutzbar gemacht werden.
Für ein neues Theorie-Praxis-Verständnis in der Arbeit mit dem Unbewussten
Das therapeutische Arbeiten mit dem Unbewussten hat in den psychodynamischen Therapierichtungen nach wie vor einen hohen Stellenwert. Günter Gödde unterscheidet zwischen Konzepten des "dynamisch", "intersubjektiv" und "implizit" Unbewussten und zwischen einer vertikalen und einer horizontalen Dimension bis hin zur Annahme eines "resonant" Unbewussten. An die Stelle räumlicher Leitmetaphern des Unbewussten wie Dunkelheit, Tiefe und Innenwelt sind in den letzten Jahren zunehmend interaktionelle Metaphern der Balance, des Rhythmus und der Resonanz getreten. Die Annäherung an die unbewussten Vorgänge im Patienten erfordert vom Therapeuten eine Haltung gleichschwebender Aufmerksamkeit sowie die Fähigkeit, mit der Übertragung und Gegenübertragung zu arbeiten und die intersubjektiven Prozesse in der therapeutischen Beziehung zu erfassen und mitzugestalten. Das Verstehen und Interpretieren unbewusster Konflikte und Strukturen wird anhand von Fallvignetten erhellt. Träume und Märchen bereichern die therapeutische Arbeit mit dem "kreativ" Unbewussten.