Im Zentrum der Studie steht die Entwicklung eines Modells historisch-politischer Bildung, das auf einen lernpsychologischen Wissensbegriff zurückgreift und dabei unter Wissen die Aufnahme von Informationen, deren kognitive Verarbeitung und Speicherung sowie deren Anwendung und Nutzung versteht. Die künstliche Trennung von "Wissen" und "Kompetenzen", wie sie in den gängigen historischen und politischen Kompetenzmodellen erfolgt, wird damit aufgehoben.
Neben inhaltlichen Aspekten finden subjektive Faktoren in Lernprozessen verstärkt Berücksichtigung, wodurch sich historisch-politische Bildung zur historisch-politischen Sinnbildung wandelt. Eine entscheidende Rolle kommt dabei der Verbindung von "Objekt-" und "Subjektebene" sowie der "Selbstreflexion" zu. Die Lernenden werden befähigt, sich ihrer Sozialisation bewusst zu werden und im sozialen Diskurs ihr Verständnis von Geschichte und Politik als Konstruktion immer wieder zu hinterfragen. Historisch-politische Sinnbildung modifiziert den widersprüchlichen Begriff der "Mündigkeit" und überführt das oftmals durch Indoktrination und Manipulation geprägte Verhältnis von Geschichte und politischer Bildung in eine fruchtbare "Liaison". Die theoretischen und methodischen Überlegungen werden schließlich an einem Praxisbeispiel erprobt.
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Teil 1: Geschichte und politische Bildung. Eine kulturhistorische Analyse
I. Das bürgerlich-aufgeklärte Universum
II. Erziehung zur Mündigkeit
III. Aufklärung über die Aufklärung: Widersprüche
IV. Politische Bildung und Geschichte
1. Staatsbürgerliche Integrationsversuche
2. Geschichtspolitik
2.1 Beispiel 1: Das bürgerliche Zeitalter
2.2 Beispiel 2: Der Nationalsozialismus
2.3 Beispiel 3: Österreich nach 1945
3. Didaktische Wenden
Teil 2: Historisch-politische Sinnbildung. Entwicklung eines didaktischen Modells
I. Identität und Konstruktion
II. Geschichts- und Politikbewusstsein
1. Der Bewusstseinsbegriff in der Geschichts- und Politikdidaktik
2. Normatives und analytisches Bewusstsein
III. Kompetenz: ein Zauberwort ?
1. Wissen und Kompetenz
2. Historische Kompetenzmodelle
3. Politische Kompetenzmodelle
4. Verknüpfungsversuche
IV. Ein subjekttheoretisches Modell historisch-politischer Bildung
Teil 3: Wege in die Praxis. Eine Methodik historisch-politischer Sinnbildung
I. Didaktische Prinzipien
1. Traditionelle Prinzipien
2. Kategoriale Bildung und konzeptuelles Lernen
2.1 Kategoriale Bildung und ihre missverständliche Rezeption
2.2 Konzeptuelles Lernen eine Erweiterung der kategorialen Bildung
2.3 Beispiele für Basiskonzepte
3. Prozessorientierung
4. Adressaten- und Lebensweltorientierung
5. Handlungsorientierung
II. Methoden und Arbeitstechniken
1. Lernverfahren
2. Differenzierung: Arbeitstechniken, Mikro- und Makromethoden
III. Praxisbeispiel: Freiheit
1. Phase 1: Reflexion über subjektive Freiheitsbegriffe
2. Phase 2: Der bürgerlich-demokratische Freiheitsbegriff
3. Phase 3: Filmanalyse
4. Abschlussphase
Epilog
Quellen und Literatur
1. Quellen
2. Sekundärliteratur